Samstag, 21. März 2020

[Buchrezension] Das wilde Herz des Westens - Alexandra Fischer



Werbung/ Rezensionsexemplar/ Leserunde

Titel: Das wilde Herz des Westens
Reihe: Einzelband
Genre: Historische Fiktion
Preis: € 4,99 ebook
Erschienen am: 20.02.2020
Seitenzahl: 471

Leseempfehlung? Ja





"Zwei Frauen, eine Reise und der Traum vom großen Glück Der neue historische Roman über die Mail Order Brides des Wilden Westens Baltimore, 1865: Seit ihrer Kindheit träumt die junge Phoebe Ann Harrington davon, einen Cowboy zu heiraten. Mit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs sieht sie endlich ihre Chance gekommen und antwortet auf eine Heiratsannonce. Phoebe ist davon überzeugt, ihr großes Glück gefunden zu haben und überredet ihre Freundin Briana Magee sie nach Missouri zu begeleiten. Doch Phoebes zukünftiger Ehemann Silas Kennedy und sein Bruder Jesse sind nicht das, wofür sie sich ausgeben und plötzlich beginnt eine Reise, die alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt. Denn nicht nur die Kennedy-Brüder haben etwas zu verbergen, sondern auch Phoebes Freundin Briana hütet ein Geheimnis, das alle in Gefahr bringt …"
Quelle


"Alexandra Fischer schrieb schon als Kind Geschichten, manchmal auch mit Filzstift auf eines ihrer Kleidungsstücke. Doch dann kam das Leben dazwischen und sie reiste durch die Welt, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete zehn Jahre für ein großes IT-Unternehmen. Erst als der Wunsch zu schreiben übermächtig wurde, kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück. Sie lebt mit ihrem Mann und vielen Tieren auf einem ehemaligen Bauernhof in der Nähe von München."
Quelle

"Blut, überall war Blut"

Also, ich muss ja ganz ehrlich sagen, dass ich die beiden Personen da oben grauenhaft finde… xD Erinnert mich ein bisschen an das Musikvideo zu „Big enough“ von Krin J. Callinan, also dieses Cowboy-Vine, wenn ihr wisst welches ich meine. Dieses, in dem der Cowboy im Himmel so schreit (An dieser Stelle shoutout an meine Schwester, die wusste, von welchem Lied ich rede, als ich sie nach dem schreienden Cowboy-Vine gefragt habe).
Die andere Hälfte des Covers gefällt mir allerdings besser. Man sieht eine Steppe und Felsen, die in einem ein richtiges Western-Gefühl auslöst. Das und den Titel finde ich sehr passend für das Buch.


Also, eigentlich gibt es nicht viel zu sagen.
Der Schreibstil der Autorin ist einfach toll. Man verliert sich im Amerika des 19. Jahrhunderts und findet nur schwierig wieder den Weg zurück in die Realität. Das Buch lässt sich so leicht lesen, dass man gar nicht merkt, dass man „nur“ liest; man fühlt sich richtig in den Westen versetzt.


Nicht nur daran erkennt man das große Talent der Autorin, vor allem in ihre Charaktere habe ich mich verliebt. Sie erschafft Figuren, die allesamt so lebensecht sind, dass man kaum merkt, dass sie nur fiktiv sind. Alle sind sie unterschiedlich, aber jeder auf seine Weise glaubhaft, sodass sie einem ans Herz wachsen, auch wenn sie einem manchmal gehörig auf die Nerven gehen.
Am meisten hat mir wohl die Geschichte von Frank gefallen. Ich kann nicht besonders viel darüber sagen, da ich sonst womöglich spoilere, aber bei ihm fand ich es besonders toll, wie erst zum Schluss aufgeklärt wird, welche Bedeutung er in der Geschichte eigentlich hat. Das war mir anfangs nämlich etwas schleierhaft, aber mit fortlaufender Handlung wird einiges klar, und zum Ende hin wird alles schön abgerundet.
Briana, eine der Protagonistinnen, ist eine sehr starke Persönlichkeit, die in ihrem Leben schon viel durchmachen musste und deshalb anfangs etwas verschlossen ist. Dennoch ist sie nicht unnahbar, man kann sich gut in sie hineinversetzen und sich mit ihr identifizieren. Der Leser schließt sie von Anfang an in sein Herz.
Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich immer weiter und man erlebt, wie sie sich langsam immer weiter öffnet.
Daran ist nicht zuletzt Jesse auch schuld, der zunächst vielleicht etwas grob wirkt, hinter dem jedoch viel mehr steckt als der einsame Cowboy. Zwischen den beiden stimmt einfach die Chemie, und man will sofort, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelt.
Phoebe ist das absolute Gegenteil ihrer Freundin. Während Briana eher zurückhaltend ist, fordert Phoebe das ein, was sie möchte, und erwartet, dass jeder nach ihrer Pfeife tanzt. Sie hat alles, aber sie ist undankbar und sieht nur das, was sie nicht hat. Phoebe ist jung und unerfahren und sieht die Welt durch eine Traumblase. Dabei will sie nicht einsehen, dass nicht alles so ist, wie sie es gerne hätte. Das hat mich beim Lesen oft wirklich wahnsinnig gemacht; nicht selten wollte ich gerne durch das Buch greifen und sie einmal ordentlich durchschütteln, damit sie endlich mal von ihrem hohen Ross herunterkommt. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass sie mir nicht ans Herz gewachsen ist. Unabhängig davon, dass sie eine Protagonistin ist, ist sie ein wichtiger Bestandteil des Buches und ohne sie wäre Das wilde Herz des Westens nicht so gut.
Man kann sie trotz ihrer Eigenheiten irgendwie verstehen. Sie verhält sich eben so, wie sie sich verhält, weil sie es nicht anders gewohnt ist. Sie ist nicht bloß das nervige, eingebildete Ostküstenmädchen, sondern hat auch andere Facetten, die sie bei fortschreitender Handlung immer mehr zeigt. Dass sie dabei unglaublich nervt, aber trotzdem zur Lieblingsfigur werden kann, zeigt nur, wie vielschichtig Alexandras Figuren sind und wie gut sie sie kennt.
Auch Silas ist ‘ne olle Nervensäge. Er übernimmt kaum Verantwortung für sein Handeln und sucht die Fehler immer nur bei den anderen. Dass er dabei ein arrogantes Großmaul ist und dabei sich selber am meisten im Weg steht, merkt er nicht. Er und Phoebe sind die Figuren, über die man sich wohl am meisten aufregen kann, die aber gleichzeitig auch am interessantesten sind, weil sie die größte Entwicklung durchleben.
Das zeigt von guter Charakterisierung: Trotz – oder gerade wegen – ihrer Schwächen wirken sie lebensecht und man nimmt sie als Figuren wahr.
Das gilt natürlich genauso für Briana, Jesse, Frank und Frances, die sich alle ebenfalls stark entwickeln, aber Silas und Phoebe haben mich während des Lesens wohl am meisten mitgenommen.



Das wilde Herz des Westens hat viele spannende und mitreißende Momente, in denen man ans Buch gefesselt ist und mit den Charakteren mitfiebert, mitlacht oder sogar mitweint. Auf der anderen Seite hat es auch Stellen, an denen es ruhiger zugeht, und in denen es mehr um das Zwischenmenschliche geht. Das Buch genau die richtige Mischung aus Action und Dialog, was wohl auch der Grund für die herausragende Charakterentwicklung ist.
Gleichzeitig erfährt man beim Lesen einiges über die Siedlerzeit und die Indianer in Amerika. Dabei ist Das wilde Herz des Westens nicht bloß einer von Phoebes Groschenromanen. Man hat im Gegenteil vielmehr das Gefühl, dass die Darstellung der Autorin, wie es zu der Zeit gewesen sein könnte, der Realität sehr nahekommt, und dass sie gut recherchiert hat. Ich war zu der Siedlerzeit natürlich nicht dabei, aber ich kann mir vorstellen, dass viele Siedler (und auch die Ureinwohner Amerikas) ähnliche Situationen durchgemacht haben.
Mit dem Ende bin ich sehr zufrieden. Es ist für alle Charaktere rund und logisch, da gibt es nichts zu meckern! :D


So kann man das Buch auch generell zusammenfassen: Es gibt nichts zu meckern! :D
Das wilde Herz des Westens hat wunderbare lebensechte Charaktere und einen spannenden Plot. Alex beweist wieder einmal, dass sie weiß, was sie tut.
5/5 Lesehasen.



"'Mut ist nicht das, was du entscheidest, sondern das, wofür du kämpfst.'" (Jesse zu Silas, S. 195)
"'Worte sagen so viel, Cowboy, aber nur Taten sagen die Wahrheit.'" (Frances zu Silas, S. 345)
"Sie hatten das Glück im anderen gesucht, bis ihre falschen Vorstellungen voneinander sie völlig aufgerieben hatten." (S. 368)


Vielen lieben Dank an

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥

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