Ihre neue Unabhängigkeit hat jedoch einen großen Haken, denn ihr verstorbener Mann hat in seinem Testament verfügt, dass Eliza das Erbe nur zusteht, solange sie als Witwe einen tadellosen Lebenswandel beibehält.
Eliza ist überzeugt davon, diese Bedingung ohne Schwierigkeiten erfüllen zu können. Doch als sie Oliver wieder trifft, Lord Somersets Neffen und ihre erste große Liebe, werden ihre Gefühle auf die Probe gestellt. Schon bald kommen sich die Beiden näher, doch kann Eliza Oliver wirklich vertrauen?
Als sich dann auch noch Olivers erklärter Erzfeind, der höchst attraktive, aber skandalumwitterte Schriftsteller Lord Melville, um Eliza bemüht, ist die Versuchung perfekt.
Aber ist Eliza wirklich schon bereit, ihre neu gewonnene Freiheit wieder aufs Spiel zu setzen?"
Viel auffälliger ist folgender Unterschied: Während beim ersten Band noch die hintere Buchklappe bis über den Buchschnitt nach vorne gefaltet ist, hat „Eine Lady hat die Wahl“ einen „echten“ Farbschnitt und zwei normale Klappen. Man kann jetzt darüber streiten, was hübscher aussieht, so ist es aber jedenfalls praktischer beim Lesen. Wie auch schon beim Auftakt ist die vordere Innenklappe mit Zitaten geschmückt, dieses Mal sind jedoch die beiden Herren abgedruckt, ein Porträt von Eliza sucht man vergeblich. Das finde ich aber nicht weiter schlimm. In der hinteren Klappe wird „Wie man sich einen Lord angelt“ mit seiner Protagonistin Kitty noch einmal vorgestellt.
Da ich aber ja immer das bewerte, was das Buch zu dem Zeitpunkt, zu dem ich es gelesen habe, in mir auslöst, fühlt es sich nicht fair an, dem Buch gut ein Jahr später nun eine schlechtere Bewertung zu geben.
Warum ich euch jetzt mit so viel Vorgeplänkel belästigt habe, wird euch sicher am Ende der Rezension noch klar werden, jetzt geht es aber nun endlich um meine Gedanken zu „Eine Lady hat die Wahl“.
„‚Gib gut acht, wo du hintrittst, Caro‘, sagte er. ‚Hier wimmelt es geradezu vor berühmten Namen.‘“ (S. 69/400)
„Er hatte manchmal so eine Art, einen mit seinem ganzen Wesen wahrzunehmen, dann ruhten plötzlich all seine lebhaften Gesten, Sprüche und seine Belustigung, während er die Gesamtheit seines strahlenden Verstandes direkt auf sein Gegenüber zu richten schien. Es war ein Gefühl – jetzt wie schon beim ersten Mal –, als träte man in einen warmen Sonnenstrahl.“ (S. 257/400)
Ähnlich gut gefallen hat mir aber auch seine Schwester Caroline, die, wie er, nicht auf den Mund gefallen ist, und sich nichts daraus macht, was die Gesellschaft über sie spricht oder denkt. Sie lässt sich von den Gentlemen und den anderen Ladys nicht einschüchtern und sagt stets jedem, was sie von ihnen denkt, ohne jedoch dabei ihr Gesicht zu verlieren. Auch bei ihr erkennt man aber im Laufe der Handlung, dass hinter ihrer selbstbewussten Fassade noch viel mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat.
Die dritte Figur, die dafür gesorgt hat, dass ich mit „Eine Lady hat die Wahl“ viel Freude hatte, ist Elizas Cousine Margaret, die, ähnlich wie Caroline, nur noch nicht ganz so selbstbewusst, ihre scharfe Zunge nicht im Zaum hält und sich nicht von jedem alles gefallen lässt.
Diese drei Figuren haben wesentlich dafür gesorgt, dass ich mich über Eliza nicht so sehr aufgeregt habe, wie es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre.
Die Protagonistin selbst ist nämlich das genaue Gegenteil der Drei, was aber von der Autorin vermutlich genauso gewollt ist. Nach zehn Jahren Ehe mit einem Mann, der kein warmes Wort für sie übrig hatte und sie stets nur „Dummes Mädchen“ genannt hat, sowie einer Familie, die nur Erwartungen an sie hat, ohne überhaupt zu versuchen, ihr zuzuhören, ist es aber auch nicht weiter verwunderlich, dass Eliza zunächst ein graues Mäuschen ist, das sich vor jeder Auseinandersetzung und schlechten Worten der Gesellschaft so sehr fürchtet, dass sie sich stets mit Vorsicht für alles entschuldigt.
Trotzdem, und das muss man ihr zugutehalten, lernt sie mit der Zeit immer mehr sich durchzusetzen und entwickelt sich zum Ende hin zu einer Person, die dazu in der Lage ist, sich mit einem Selbstbewusstsein, dass dem Carolines immer ähnlicher wird, dafür einzusetzen, was sie selbst für sich will. Diese Entwicklung beobachtet man über die ganze Geschichte hinweg, wenn sie auch anfangs lange auf sich warten lässt. Dennoch ist Eliza deshalb, auch wenn sich ihr Verhalten am Ende stark vom Anfang unterscheidet, immer noch die gleiche sanfte Person, nur eben etwas selbstbewusster. Das hat mir gut gefallen – dass ich Eliza selbst, vor allem im Vergleich mit den Melvilles und Margaret, durchweg als blasser und „schwächer“ empfunden habe, was auch ihre Entwicklung nicht ändern konnte, liegt also nicht an ihrer Charakterisierung durch die Autorin, sondern ist einfach subjektives Empfinden.
Etwas eher schade fand ich dagegen, dass „Eine Lady hat die Wahl“ nicht allzu viel mit „Wie man sich einen Lord angelt“ zu tun hat, auch wenn beides Teile einer Reihe sind. Bestimmt gibt es hier und da wenige unbedeutende Nebenfiguren, die in beiden Bänden mal kurz auftauchen oder erwähnt werden – so genau kann ich das gar nicht sagen, weil ich mich nicht mehr an so viele Figuren aus dem Auftakt erinnere –, aber dafür, dass beide Bücher eigentlich zum „Lady´s Guide“ gehören, erwartet man da irgendwie mehr. So sind es einfach nur zwei Regency Romances derselben Autorin, die miteinander aber anscheinend nichts zu tun haben.
Bevor ich diese Rezension nun abschließe, möchte ich zum Schluss aber noch einen kleinen Pluspunkt erwähnen: „Eine Lady hat die Wahl“ ist die erste Regency Romance, die ich gelesen habe, mit einem LGBTQ-Subplot. In dem „Bridgerton“-Prequel „Queen Charlotte“ gibt es zwar auch einen, ansonsten sucht man in diesem Genre aber wohl eher vergeblich danach – ich habe mich immer nach dem Warum gefragt, da es zu der Zeit ja auch queere Beziehungen gab?
Sophie Irwin ergreift hier also endlich die Gelegenheit und baut auf natürliche und selbstverständliche Art eine süße queere Liebesgeschichte in die Nebenhandlung ein, mit der man fast noch mehr mitfiebert als mit Elizas Romanzen.
Wie der Hauptplot, ist auch dieser Nebenaspekt ähnlich vorhersehbar, angesichts der vielen Anspielungen, die die Autorin im Laufe der Geschichte macht, bevor es ausdrücklich angesprochen wird, ist das aber, glaube ich, gerade gewollt, da man mit den beiden Figuren im Sinne eines „Will they, won´t they?“ so noch mehr mitfiebert.
Gut gefallen hat mir hierbei auch, dass sie die Probleme, die gleichgeschlechtliche Beziehungen in der gehobenen Gesellschaft zur Regency-Zeit mit sich bringen, anspricht – zwar nicht so ausführlich und in der Tiefe, wie es hätte sein können, aber doch genau mit der Aufmerksamkeit und Emotionalität, die sich insgesamt gut in „Eine Lady hat die Wahl“ einfügen.
Warum ich jetzt also in meiner Einleitung so viel über „Wie man sich einen Lord angelt“ gesprochen habe: Rückblickend, nachdem ich nun einige Regency Romances kenne, hat mir „Eine Lady hat die Wahl“ um einiges besser gefallen als der Auftakt – trotzdem gebe ich diesem Band am Ende einen halben Punkt weniger, da ich durchaus einige Kritikpunkte an dem Buch habe, die eine höhere Bewertung nicht rechtfertigen würden.
Mit der Protagonistin bin ich persönlich nicht ganz so warmgeworden, was aber nicht etwa an fehlendem Charakter liegt (dem ist nicht so), sondern einfach subjektives Empfinden ist.
Schade, aber für das Genre nicht weiter überraschend, ist der fehlende Plot, auch wenn das Buch trotzdem gut unterhält. Einen Bezug zum Auftakt konnte ich auch nicht feststellen, dafür überrascht „Eine Lady hat die Wahl“ mit einem LGBTQ-Subplot, was das Buch zu einer Ausnahme in diesem Genre macht.
4/5 Lesehasen.
Vielen lieben Dank an
(c) Knaur |
Huhu,
AntwortenLöschendas Bewertungsproblem hast du mit deiner vorangestellten Erklärung ja jetzt doch super verständlich lösen können! Richtig super. Den LGBTQIA-Subplot wollte ich in meiner Rezi eigentlich auch nochmal explizit loben, wollte aber nicht spoilern. Das hast du aber wirklich gut hinbekommen, dass da nichts vorweggenommen wird.
Das Covermodel finde ich übrigens auch ziemlich furchtbar, aber ich glaube ich habe mich noch nie nicht über einen Menschen auf einem Cover beschwert, also ist es auch wieder egal... ;-)
Super Rezi!!!
LG
Sophia
Hello girl,
Löschenja, da bin ich auch ein bisschen stolz drauf, die Idee kam mir einfach so beim Schreiben.
Bezüglich des Subplots habe ich aber auch laaange überlegt, wie ich das formulieren kann, dass ich es erwähnen kann, ohne dabei aber zu spoilern, das war gar nicht so leicht! :'D
Hahahaha, jaaa, ich war auch so >< kurz davor, Christian Lindner zu erwähnen xDD
Danke dir ♥
LG zurück
Ja wie gesagt richtig gut!!!
LöschenHaha ich hätte es SOOOOO gefeiert, wenn du Christian Lindner erwähnt hättest 😂😂😂😂, vielleicht hätte das ein paar Denkprozesse beim Verlag angestoßen....
Hahahah, ich habe wirklich ernsthaft darüber nachgedacht!! Mir fiel allerdings keine elegante Formulierung ein, mit der ich das in den Text hätte einbeziehen können xD Vielleicht liest der Verlag ja auch die Kommentare... xD
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