Freitag, 30. Dezember 2022

Was passiert, wenn die Welt auf Träumer aufmerksam wird? – Rezension zu „Wie der Falke fliegt (Dreamer-Trilogie 1)“ von Maggie Stiefvater

Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Wie der Falke fliegt
1 Wie der Falke fliegt; 2 Wie Träume bluten (ET: 03.07.2023); 3 Greywaren (ET: ???)
 
Die Dreamer-Trilogie ist die Spin-Off-Reihe zur Raven-Boys-Reihe!
Die Reihen können zwar unabhängig voneinander gelesen werden, zwecks Verständnis für die Vergangenheit und das Magiesystem würde ich aber empfehlen, zuerst die Raven Boys und dann die Dreamer-Trilogie zu lesen. Außerdem sind die Raven Boys einfach toll! ♥ 😉
Genre: Urban Fantasy
Verlag: Knaur
Preis: € 17,99 Paperback; € 14,99 ebook
Erschienen am: 02.11.2022
Seitenzahl: 496

Leseempfehlung? Auf jeden Fall, vor allem, wenn ihr Fans der Raven Boys seid!
 
 

"Die Träumer wandeln unter uns – und die Geträumten auch …
»Wie der Falke fliegt« ist der 1. Teil der neuesten Urban-Fantasy-Reihe von Bestseller-Autorin Maggie Stiefvater – und entführt erneut in die geheimnisvolle Welt der Raven-Boys-Reihe.

Ronan Lynch ist ein sogenannter Träumer. Er kann sowohl Wunderbares als auch Entsetzliches aus seinen Träumen in die fragile reale Welt holen.

Jordan Hennessy ist eine Diebin. Je näher sie dem Traum-Objekt kommt, hinter dem sie her ist, desto untrennbarer ist sie mit ihm verbunden.

Carmen Farooq-Lane ist eine Jägerin, die Träumer jagt. Denn ihr Bruder war ein Träumer – und ein Mörder. Carmen hat gesehen, was Träume einem Menschen antun können. Und sie hat den Schrecken gesehen, den die Träumer verursachen können. Doch das war nichts im Vergleich zu der Zerstörung, die bald entfesselt werden wird …

Albträume, die zum Leben erwachen, erbarmungslose Jäger und eine unwahrscheinliche Liebe: Wie schon in ihrer Urban-Fantasy-Reihe »Raven Boys« verwebt Maggie Stiefvater auf unnachahmliche Weise übernatürliche Elemente mit unserer realen Welt zu einem geheimnisvoll-fesselnden Fantasy-Roman.

»Wie der Falke fliegt« setzt die Geschichte um die »Raven Boys« fort, kann aber auch unabhängig von der Reihe gelesen werden."

"Maggie Stiefvater, geboren 1981, wurde mit ihrer Nach dem Sommer-Trilogie sowie dem Roman Rot wie das Meer international bekannt und von der Presse gefeiert. Die Spiegel-Bestsellerautorin lebt mit ihrer Familie in den Bergen Virginias. Zuletzt verzauberte ihre Raven Boys-Reihe tausende Leser*innen.

http://www.maggiestiefvater.com/"

"Das hier wird eine Geschichte über die Lynch-Brüder."


Wie oft muss ich eigentlich noch sagen, dass ich die Cover von Knaur einfach liebe? Zwar hat der Verlag hier, wie auch bei seiner Neuauflage des Raven Cycles die Originalcover von Scholastic weitestgehend übernommen, aber man kann ja trotzdem mal seiner Begeisterung Ausdruck verleihen!

Im Fokus steht ein Rabe mit einem roten Auge und Flügeln, die in die Baumkronen eines Nadelwaldes übergehen, vor einem rotgelben Hintergrund, der den Eindruck erweckt, der Wald würde brennen.

Der Rabe stellt ganz offensichtlich einen Bezug zu Ronan und Chainsaw her, was jeder sofort erkennt, der die Hauptreihe gelesen hat. Aber auch die Farbwahl des Hintergrunds, sowie dann natürlich auch der Wald und das Zusammenspiel aller Elemente bekommt eine Bedeutung, wenn man den Inhalt kennt. Das Gleiche gilt für den Titel, der optisch eher schlicht gehalten ist, durch die hellblaue Folierung aber trotzdem besonders hervorsticht. Es wird niemanden überraschen, wenn ich sage, dass ich die Aufmachung absolut gelungen finde.

Den Raven Cycle habe ich geliebt, also war es glasklar, dass ich auch das Spin-off so bald wie möglich lesen würde!
Tatsächlich habe ich auch gar nicht allzu viel Konstruktives zu „Wie der Falke fliegt“ zu sagen, außer: Lest einfach die Hauptreihe rund um Blue und die Raven Boys und dann macht direkt mit dem Spin Off weiter!

So habe ich das nämlich auch gemacht, denn der Sogwirkung von Henrietta, Cabeswater, den Träumen und ihren Träumern konnte ich einfach nicht widerstehen. Anfangs war ich zugegebenermaßen ein wenig überrascht davon, dass sich „Wie der Falke fliegt“ in nicht wenigen Punkten von der Hauptreihe unterscheidet, und wenn ich wirklich ganz ehrlich bin, war ich für die ersten gut 50 Seiten ein weeeenig enttäuscht darüber, dass „Wie der Falke fliegt“ nicht in der gleichen Weise magisch ist wie der Raven Cycle. Das drückt sich vor allem in der „Offenheit“ dieser Welt aus, wobei ich hier mit Offenheit nicht Zugänglichkeit oder Aufgeschlossenheit meine, sondern, dass die Welt den Figuren hier buchstäblich mehr oder weniger offensteht, sie also im Großraum D. C. umherreisen und vor allem in den einzelnen Kapiteln immer in den Erzählperspektiven gewechselt wird.

Demgegenüber fand der Raven Cycle ausschließlich in Henrietta statt und es drehte sich alles um Blues kleinen Kosmos. Diese Abgeschiedenheit, die sich auf die Magie der Ley-Linie in Henrietta, Glendower und Cabeswater konzentriert, macht in meinen Augen einen wesentlichen Teil der Magie des Raven Cycles aus – zwar spielt die Reihe in unserer Welt nach unseren Regeln, aber gleichzeitig herrscht dort Traummagie und es ist nichts so, wie es scheint. Dabei hat die Autorin immer wieder auf besonders raffinierte Weise mit diesem Kontrast zwischen Wirklichkeit und Traum gespielt, was wiederum einerseits von ihrem besonderen, mystischen Schreibstil unterstützt wurde, andererseits auch irgendwie zu diesem beigetragen hat.

Aber ich wusste natürlich, dass „Wie der Falke fliegt“ der Auftakt einer *neuen* Reihe ist, und meine Enttäuschung nur daher herrührte, dass ich noch nicht so ganz mit dem Raven Cycle abgeschlossen hatte. Denn ich habe schnell gemerkt, dass die „Dreamer“-Trilogie zwar inhaltlich und auch erzählerisch erwachsener ist als die Hauptreihe, ihr aber dennoch die gleiche Magie innewohnt wie auch dem Raven Cycle – nur eben ein wenig gereifter, wie auch ihr Protagonist Ronan gewachsen und erwachsen geworden ist.

Ronan war schon im Raven Cycle eine meiner Lieblingsfiguren, nicht nur, weil er der Träumer ist, sondern auch, weil er mit seiner Backstory – dem toten Vater, der erträumten Mutter, dem schwierigen Verhältnis zu seinen Brüdern und natürlich auch zu sich selbst – so viel Potenzial dazu hat, eine facettenreiche, vielschichte, komplexe Figur zu werden, die man nur ins Herz schließen kann. Und dieses Potenzial nutzt Stiefvater hier gnadenlos und lässt ihn sich zu einer Figur entwickeln, die zwar ihre Schwächen hat, Ängste ausstehen muss und Fehler macht, die aber genau daran wächst, selbstbewusster und stärker wird, ohne ihren Charakter wesentlich zu verändern. Im Vergleich zu „Wen der Rabe ruft“ legt Ronan eine unglaublich starke Charakterentwicklung hin, während dieser er sich trotz allem treu bleibt, und das ist eine großartige Leistung der Autorin.

Noch dazu sind sein Zynismus und seine unverblümte, unbedingte Ehrlichkeit Charakterzüge, die in der Hauptreihe in vielen Situationen für Lacher bei mir gesorgt haben oder durch die er genau das ausgesprochen hat, was mir in dem Zeitpunkt beim Lesen auch durch den Kopf gegangen ist, und diese Momente findet man auch hier.

Altbekannte Figuren, allen voran natürlich Ronans Brüder, aber auch Adam und hin und wieder sogar Gansey und Blue tauchen immer mal wieder auf, wobei letztere nur in Form von Telefonaten oder Textnachrichten. Das sowie Hinweise auf die Geschehnisse des Raven Cycles stellt den Zusammenhang zur Hauptreihe her, da aber kein Vorwissen daraus vorausgesetzt wird, kann man „Wie der Falke fliegt“ auch gut lesen, ohne den Raven Cycle vorher gelesen zu haben. Das würde ich natürlich nicht empfehlen, weil die Bücher unglaublich toll sind (sie zählen zu meinen Jahreshighlights 2022) und euch so die Freude über diese Cameos entgeht, aber inhaltlich würde man nicht viel verlieren.

Adam taucht hier sogar ab und zu persönlich auf und es ist schön zu sehen, was aus ihm geworden ist, aber abgesehen davon, dass er Ronans Freund ist, ist er (noch ?) nicht relevant für die Story, was nur wieder unterstreicht, dass Stiefvater mit diesem Spin-Off-Auftakt eine neue Reihe startet.

Ronans Brüder, Declan und Matthew, die im Raven Cycle nur am Rande aufgetaucht sind, zählen hier allerdings zu den Protagonisten. Der erste Satz des Buches lautet „Das hier wird eine Geschichte über die Lynch-Brüder“, und diesen Satz kann man ernst nehmen. Auf ihre ganz eigene Art stellt Stiefvater immer wieder die Unterschiede der Brüder heraus – Ronan ist der Träumer, Matthew der Traum, Declan der Mensch –, wobei gleichzeitig jedes Mal deutlich wird, wie viel die drei verbindet und was sie alles gemeinsam haben.

Dabei lernt man vor allem Declan sehr gut kennen und erkennt, dass sein steifes, strenges Auftreten, das man bereits aus dem Raven Cycle kennt und das ihn nur allzu unsympathisch gemacht hat, doch von etwas Tieferem herrührt. Ähnlich wie bei Ronan schafft es Stiefvater auch ihm, einen noch tieferen Charakter zu geben, ohne dabei sein Wesen zu verändern. Man kann sich lediglich besser in ihn hineinversetzen und seine Beweggründe viel besser nachvollziehen.

Jeder von ihnen geht seinen eigenen Problemen nach, und während es anfangs noch so scheint, als könnte keines davon mit den jeweils anderen zusammenhängen, wird im Laufe der Handlung doch immer deutlicher, dass das Schicksal der drei sie miteinander – auch durch die Machenschaften ihres Vaters – untrennbar verbindet. Wie es die Art der Autorin ist, merkt man das aber nicht sofort beim Lesen, stattdessen wird es einem subtil immer bewusster, bis es einem wie Schuppen von den Augen fällt und man sich fragt, wieso es einem nicht gleich aufgefallen ist.
Auf diese Weise verfährt sie mit allen Aspekten ihres Romans und die Fäden, die anfangs überhaupt nicht zusammen zu passen scheinen, laufen schließlich auf logischste Art zusammen.

Vor allem den Handlungsstrang rund um Hennessey und ihre Kopien habe ich anfangs überhaupt nicht verstanden, aber da ich den Stil von Stiefvater ja nun kenne und mittlerweile weiß, dass man zu Beginn eines ihrer Bücher erstmal keinen Überblick hat, habe ich mich darauf eingelassen und wurde natürlich nicht enttäuscht.

Sowohl mit Hennessey selbst und Jordan als auch mit Farooq-Lane und den Visionären, die hiermit schon ein gutes Fundament erhalten haben, über die ich allesamt aber noch so viel mehr erfahren möchte, wählt Stiefvater einen Weg, mit dem ich zu Beginn dieses Buches niemals gerechnet hätte, der aber ihre Welt der Träumer und Träume nur logisch ausbaut und weiterführt. Um den Kreis zu oben zu schließen: Während es im Raven Cycle nur um Henrietta, um Blue, Gansey, Ronan und Adam ging, richtet Stiefvater hier den Blick ein wenig nach außen und stellt die konsequente Frage: Gibt es noch mehr Menschen wie Ronan? Was bedeutet das für den Rest der Welt und wie reagiert dieser, wenn es von den Träumern und ihren Fähigkeiten erfährt?



Mit diesem Buch bekommt das Universum um die Raven Boys also einen Hauch von Geheimbund-/ Spionage-/ Mafia-Thriller, ohne an seiner ganz eigentümlichen Magie zu verlieren. Die meiste Zeit über liest man dabei mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf und es sind auch längst nicht alle Fragen geklärt. So wie ich Stiefvater jetzt aber kennengelernt habe, wird sich das auch bis zum Ende der Trilogie nicht ändern. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzungen!


Anfangs war ich ein wenig überrascht davon, dass sich „Wie der Falke fliegt“ in nicht wenigen Punkten von der Hauptreihe unterscheidet, aber natürlich ist „Wie der Falke fliegt“ der Auftakt einer *neuen* Reihe, die noch dazu inhaltlich und auch erzählerisch erwachsener ist als die Hauptreihe, insofern macht das alles Sinn.
Nichtsdestotrotz kann also auch der Spin-off-Auftakt wieder mit einem besonderen Schreibstil, einem unfassbar vielschichtigen, komplexen Magiesystem, einem spannenden Abenteuer, das nach dem Ende noch viele Fragen aufwirft, und nicht zuletzt mit tollen Figuren überzeugen!
4,5/5 Lesehasen.



Vielen lieben Dank an

(c) Knaur

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



5 Kommentare:

  1. Hey hey,

    So eine tolle Rezension 😍✨ Ich finde der Geist des Buches kommt richtig gut rüber und kann dir nur in allen Punkten zustimmen.
    Ich habe ja auch 4,5 Sterne vergeben, weiß aber gerade gar nicht mehr, ob ich dafür einen Grund hatte, oder ob es einfach das Gefühl war, dass es trotz allem noch kein 100%iges Highlight war. Ich bin jetzt nach dem Lesen deiner Rezi einfach nochmal so viel gespannter auf die Fortsetzung und verfluche gerade, dass es noch so lange dauert, bis es weiter geht😭!

    Liebe Grüße und einen guten Rutsch
    Sophia

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    1. Sänk juu, das freut mich sehr! ♥
      Hahah, ich habe hier auch eher nach Gefühl bewertet xD Für 5 Sterne hat es für mich nicht gereicht, aber 4 sind auch wieder zu wenig.
      Bis Juli ist es echt noch lang! :(

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    2. Ja genau, so war es bei mir denke ich auch. Die Reihe hat aber definitiv Highlight-Potenzial!!!

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  2. Hallo liebe Sofia :)

    Das Buch steht auch schon auf meiner Wunschliste - und dass, obwohl ich die Raven Boys noch nicht einmal gelesen habe. Die Bücher stehen leider schon seit einem Jahr ungelesen in meinem Regal. Für 2023 möchte ich die Serie aber definitiv in Angriff nehmen. Dein Fazit klingt auch so, als wäre das Spin-Off wirklich lesenswert <3

    Ich wünsche dir heute einen guten Rutsch ins neue Jahr und einen guten Start in 2023!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Huhu Lisa,
      ooooooooh, du musst die Bücher echt unbedingt dieses Jahr lesen, sie sind so magisch!!!
      Und das ist es! :D Aber lies erst die Raven Boys ;)

      Danke dir, ich hoffe, du bist auch gut reingekommen und wünsche dir ein schönes neues Jahr ♥

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