Donnerstag, 1. Dezember 2022

Schwieriger Start, aber hintenraus sehr vielversprechend – Rezension zu „The Other Side of the Sky (Die Göttin und der Prinz 1) von Amie Kaufman und Meagan Spooner

Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel:The Other Side of the Sky
Reihe: Die Göttin und der Prinz
1 The Other Side of the Sky; 2 Beyond the End of the World (ET: Herbst 2023)
Autorinnen: Amie Kaufman
Genre: High Fantasy (YA)
Verlag: dtv
Preis: € 20,00 Hardcover; € 16,99 ebook
Erschienen am: 19.10.2022
Seitenzahl: 480

Leseempfehlung? Sehr! Lasst euch aber auf keinen Fall von den ersten paar Kapiteln abschrecken. ;)
 
 

"Über den Wolken von Alciel schweben glänzende Himmelsstädte. In den Schatten darunter aber existiert eine dunklere Welt mit uralten Tempeln und dem Glauben an Magie. Doch keines der beiden Reiche weiß von dem anderen. Als Prinz North mit seinem Flugzeug abstürzt, ist das für Nimh kein technisches Versagen, sondern die Bestätigung einer Prophezeiung. Nimh ist die wiedergeborene Göttin ihrer Welt, die ihr darbendes Volk retten will. North glaubt nicht an Zauber, aber er muss einen Weg zurück finden zu seiner Seite des Himmels. Zögernd gehen die beiden ein Bündnis ein, das schnell zu mehr wird. Ihre Schicksale sind miteinander verwoben, aber ihre Nähe ist verboten, denn als lebende Göttin darf Nimh von keinem Menschen berührt werden."

"Amie Kaufman wuchs in Australien und Irland auf und hatte als Kind das Glück, in der Nähe einer Bücherei zu wohnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Hund Jack in Melbourne und schreibt Science-Fiction- und Fantasy-Romane für Jugendliche. Sie liebt Schokolade und Schlafen, hat eine riesige Musiksammlung und einen ganzen Raum voller Bücher."

"Meagan Spooner wuchs in Washington, D.C., auf. Sie las und schrieb schon als Kind in jeder freien Minute, träumte damals aber noch von einer Karriere als Archäologin, Meeresbiologin oder Astronautin. Heute lebt sie ihre Abenteuerlust beim Schreiben und beim Reisen aus. In ihrer Freizeit spielt sie Gitarre, Videospiele und mit ihrer Katze."

"Ganz langsam nimmt der schwimmende Markt im zuckenden Schein der Fackeln und Zauberfeuer Gestalt an, während ein jedes der ankommenden Boote einen Schweif aus sich im Fluss spiegelnden Lichtern hinter sich herzieht."


Das Buch war eindeutig mal wieder eine Coverauswahl! Zwar bin ich nicht unbedingt der größte Fan von großformatigen Personen auf dem Cover, vor allem, wenn sie den Betrachter direkt anschauen, aber hier finde ich es von der Gesamtkomposition durchaus passend, zumal das Mädchen auch in etwa so aussieht, wie ich mir Nimh vorgestellt habe.

Darüber hinaus gefällt mir die im Hintergrund angedeutete Skyline der Stadt, die sich augenscheinlich auf Wolken befindet, optisch sehr, und auch inhaltlich hat dies einen Bezug. Dieses Wolkenstadt-Thema setzt sich im Übrigen auch unter dem Umschlag auf dem naked cover fort, wodurch das Buch insgesamt sehr hochwertig aussieht. Den Abschluss bildet der goldfolierte Titel, der nicht nur ein hübscher Hingucker ist, sondern sich auch wunderbar in das restliche Bild einfügt.

Bei dem Titel finde ich es auch super, dass der deutsche Verlag den Originaltitel einfach übernommen und ihm nur einen Reihentitel zugefügt hat. Beide passen hervorragend zur Geschichte und stellen einen starken Bezug zu den beiden Protagonisten her. Die Aufmachung ist also ausnahmslos gelungen!

Wie man es am Rezensionstitel („Schwieriger Start, aber hintenraus sehr vielversprechend“) schon erahnen kann, hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten mit dem Buch.

Das lag vor allem daran, dass gerade Nimhs Kapitel, die als Göttin einer eher mittelalterlich anmutenden Welt sehr isoliert unter Gelehrten aufwächst, einen doch gehobeneren Umgangston pflegt und ihre Sprech- und Denkweise dadurch etwas schwierig auf die eigene zu übertragen ist. Man braucht sehr lange, bis man sich an den Schreibstil in ihren Kapiteln gewöhnt hat. Darüber hinaus wird man praktisch ins kalte Wasser in diese neue Welt mit unbekannten, sehr verwirrenden Regeln, einem komplexen, ungewöhnlichen Magiesystem und fremden Umgangsformen geworfen. Ihr könnt euch also denken: Bis man sich da zurechtgefunden hat, dauert es eine Weile. Selbst mir, wo ich ja doch relativ viel High Fantasy lese, fiel das nicht ganz so leicht.

Das ändert sich dann aber schnell, sobald man mehrere Kapitel aus Norths Sicht gelesen hat. Er stammt aus der Himmelsstadt Alciel, die von ihren Gepflogenheiten und ihrer Sprache sehr modern ist und auch gut in unsere Welt passen würde. Dort gibt es, anders als in Nimhs Reich, keine Magie, stattdessen ist die Technik sehr weit fortgeschritten und man merkt, dass sich die Autorinnen dabei stark an unserer orientiert haben. Als Leser gewöhnt man sich also sehr leicht an Norths Welt, da man sich in ihm wiederfindet, wodurch der Bezug zu ihm zunächst natürlich stärker ist als zu Nimh.

Als North dann in Nimhs Welt fällt, kann man daher sehr gut nachvollziehen, wie es ihm geht. Ähnlich wie North versteht auch der Leser nämlich noch nicht so ganz was Sache ist und muss sich erstmal zurechtfinden. Norths Probleme helfen einem beim Lesen also sehr stark, in das Buch zu finden. Die Art und Weise, wie die Autorinnen den Leser damit also in das Buch eingebunden und ihm die Welt gezeigt haben, fand ich gleichzeitig genial und auch sehr subtil. Denn man merkt beim Lesen überhaupt nicht, dass sie North praktisch als „Schlüssel“ verwenden, um dem Leser die Welt und ihr Magiesystem näherzubringen. Man wird Schritt für Schritt durch die Konflikte und Regeln von Nimhs Welt geführt, Norths Unwissenheit sowie die des Lesers fügen sich absolut natürlich in die Geschichte ein. So löst sich der Knoten, den man zu Beginn noch hatte, mit Leichtigkeit und unbemerkt auf und man kann sich fallenlassen.

Sobald dieser Schritt überwunden ist, fällt einem dann umso stärker auf, wie komplex, genial und wahnsinnig gut durchdacht Nimhs Königreich und die Wolkenstädte sind, die unterschiedlichen Religionen, die sozialen Konflikte und das Magiesystem. Es wird offensichtlich, dass diese Dilogie unheimlich viel Potenzial hat und lange nicht den Hype erhält, den sie eigentlich verdient hätte.

Das ist nicht nur am Worldbuilding erkennbar, wobei das alleine für sich durch die Kontraste mit der vielfältigen Flora, den Flussländern, dem Tempel und den Ruinen auf der Erde und der modernen Stadt mit ihrem verborgenen Untergrund und dem Palast in der Wolkenstadt eigentlich mehr als eine Erwähnung in einem Absatz wert wäre. Wenn ich hier allerdings zu weit ausholen würde, würde ich erstens vermutlich gar nicht mehr aus dem Schwärmen kommen und zweitens ginge dann vielleicht auch der Zauber des Entdeckens bei euch verloren. 😉

Auch die beiden Protagonisten, Nimh und North, haben beide so unfassbar viel Potenzial, das zwar hier schon angekratzt wurde, das aber noch so viel mehr zu bieten hat.
Auch bei den beiden werden die oben bereits angesprochenen Kontraste wieder sehr deutlich: North, der moderne junge Prinz, der nicht an die Magie glaubt, abenteuerlustig und verspielt ist; Nimh, die sehr junge Göttin, die durch ihren Glauben und die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, sehr eingeschränkt und zwangsläufig eher zurückhaltend ist.

Neben all den Kontrasten haben Nimh und North aber auch viele Gemeinsamkeiten, die man zusammen mit ihnen im Laufe der Handlung erkennt. Beide sind auf ihre Art einsam und isoliert, getrieben, sich selbst und Autoritäten in ihrem Leben etwas zu beweisen, und auf der Suche nach etwas Größerem.

Die Protagonisten sind im Einzelnen bereits wunderbar ausgearbeitet: Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit Nimh kann man sich in beide sehr gut hineinversetzen und ihre jeweiligen (inneren) Konflikte ausgezeichnet nachvollziehen und nachempfinden. Aber auch gemeinsam sind sie ein super Team, das sich untereinander ergänzt, herausfordert und stärkt.
Die Romanze zwischen ihnen ist dabei sehr subtil, diskret und eher ruhig im Hintergrund, aber dafür nicht weniger herzergreifend und mitreißend.

„‚Ich bin immer noch hier, hier bei dir‘, sage ich leise, jedoch laut genug, dass sie mich ansieht. ‚Und ich bin wirklich. Du hast mir beigebracht zu glauben, Nimh. An Dinge, die ich weder sehen noch anfassen kann. Aber mehr als alles andere glaube ich an dich.‘“ (S. 344/459)

Wie ihre Gegensätzlichkeiten und Gemeinsamkeiten, genau wie die beiden selbst, miteinander harmonieren, wird durch den (absolut gelungenen) Plottwist gegen Ende noch einmal besonders deutlich – ohne allzu viel zu spoilern: Es wird sehr spannend und es gibt einen fiesen Cliffhanger. 😉



Ich habe gar nicht mehr so viel zu dem Buch zu sagen. Es ist ein absolut unterschätzter Stern am YA-Himmel, der so viel zu bieten hat und hoffentlich bald viel mehr Lesern in die Hände fällt! Auch wenn es zu Beginn gerade für Genreeinsteiger sicher nicht leicht wird, dem Plot zu folgen, kann ich nur raten, durchzuhalten und auf Norths Ankunft auf der Erde zu warten – ab dann wird das Lesen einfacher und man kann gar nicht anders, als sich in dieser magischen, hochkomplexen, wunderbar durchdachten Geschichte zu verlieren und mit Nimh und North mitzufiebern.
„The Other Side of the Sky“ ist nicht perfekt und es ist noch einige Luft nach oben, aber ich habe hohe Erwartungen an die Fortsetzung!


Der Einstieg ist aufgrund der Fremdartigkeit von Nimhs Situation, der Gepflogenheiten und Regeln ihres Volkes sowie der Komplexität des Worldbuildings und Magiesystems alles andere als leicht. Sobald man das aber überwunden hat, merkt man, wie komplex, genial und wahnsinnig gut durchdacht Nimhs Königreich und die Wolkenstädte sind, die unterschiedlichen Religionen, die sozialen Konflikte und das Magiesystem. Es wird offensichtlich, dass diese Dilogie unheimlich viel Potenzial hat und lange nicht den Hype erhält, den sie eigentlich verdient hätte.
North stellt einen tollen Gegenpart zu Nimh dar; bei ihnen und ihren Welten spielen die Autorinnen viel mit Kontrasten, aber auch Gemeinsamkeiten. Sie sind tolle Protagonisten, denen man gerne folgt und über die man unbedingt mehr erfahren möchte!
4/5 Lesehasen.



Vielen lieben Dank an

(c) dtv

(c) Vorablesen.de

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



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