Autorin: Taylor Jenkins Reid
In dieser wilden Partynacht kommen Familiengeheimnisse zum Vorschein, die seit Jahrzehnten unter der Oberfläche brodeln und drohen, das fragile Familiengefüge auseinander zu brechen. Weder Nina noch ihre Gäste ahnen, dass am Ende der Nacht alles in Flammen stehen wird ... "
Dass der Originaltitel übernommen wurde, finde ich sehr gut, da er inhaltlich gleich mehrere Bedeutungen hat.
Als ich dann gesehen habe, dass „Malibu Rising“ bei Vorablesen.de verfügbar ist, habe ich die Gelegenheit genutzt direkt meine Bonuspunkte dafür eingelöst. Und auch hier kann ich wieder nur sagen: Ich habe riesigen Respekt vor der Autorin!
Die gesamte Handlung des Buches wird um die große Party von Nina herum aufgebaut, die am Ende des Buches stattfindet. Vor allem im Mittelteil ist allerdings nicht so ganz klar, in welche Richtung sich die Autorin eigentlich entwickeln möchte. Ein roter Faden ist nur schwach erkennbar und man fragt sich zunehmend, was denn nun der Sinn des Ganzen ist.
Das führt dazu, dass sich die Handlung in der Mitte des Buches etwas zieht. Das ist dann wohl auch der Grund dafür, dass „Malibu Rising“ nicht die gleiche Sogwirkung auf mich hatte wie „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“. Da es aber auch in „Malibu Rising“ vor allem um Nina und ihre Familie geht und die Handlung an sich eigentlich eher nebensächlich ist, fällt dieser Aspekt nicht so stark ins Gewicht. Denn auch wenn das Buch inhaltlich nicht sonderlich mitreißend ist, können die Figuren auch hier doch wieder überzeugen – dazu aber gleich noch mehr.
Die zweite Kleinigkeit, die mich an „Malibu Rising“ nicht zu 100% überzeugen konnte, war die Party an sich. Die Geschehnisse dort sind filmreif, völlig wirr und fast schon eine karikaturistische Darstellung der Reichen und Berühmten Hollywoods. Vermutlich wollte die Autorin auch genau das damit ausdrücken und somit einen Kontrast zu Nina schaffen, bei der man schon von Anfang an merkt, dass sie anders als ihre Eltern und ihr näheres Umfeld so gar nicht nach Hollywood zu passen scheint. Insofern ist das alles objektiv betrachtet also durchaus sinnvoll und sogar sehr intelligent dargestellt.
Für mein Empfinden war es jedoch etwas zu viel und demgegenüber die Auflösung am Ende zu wenig spektakulär – was aber wiederum auch Ninas Charakter widerspiegelt. Ihr seht: Das Buch nimmt einen so oder so stark mit! :D
Da dieser Punkt aber sehr stark subjektiv geprägt ist und, wie gesagt, in Bezug auf die Figuren und den Inhalt durchaus nachvollziehbar und logisch ist, will ich es nur erwähnen, aber besonders stark auf meine Bewertung hat es sich nicht ausgewirkt.
Zwar ist Nina Riva nicht ganz so greifbar und nahbar wie Evelyn Hugo, aber auch ihre Geschichte und die ihrer Familie reißt mit und lässt einen alle Emotionen spüren.
Dabei wird die Geschichte in der Gegenwart in einem Tag in den Abschnitten von 7 bis 19 Uhr (die Zeit vor der Party) und von 19 bis 7 Uhr (die Party und die Stunden danach) erzählt, während man parallel Ninas Eltern in der Vergangenheit kennenlernt und erfährt, wie sie und ihre Geschwister sich zu den Personen entwickelt haben, die man in der Gegenwart begegnet.
Anfangs ist dabei Vieles noch unklar, aber je näher die Vergangenheit der Gegenwart kommt und je näher der Tag in der Gegenwart der Party um 19 Uhr rückt, desto klarer wird das Bild, das die Autorin von Nina und ihrer Familie erzählt.
Dabei geht es, wie erwähnt, weniger um einen bestimmten Plot, sondern vielmehr um die Charakterisierung der Familie selbst. Die Autorin erzählt von Verletzlichkeit, Vertrauensbrüchen, Zerstörung, Sucht, Krankheiten, von Liebe, Heilung, das Vertrauen unter Geschwistern. Es geht um das pure Leben an sich, darum, was wir von unseren Eltern mitbekommen, was wir daraus machen, wie wir uns von toxischen Verhaltensweisen unserer Eltern lösen können und unser eigenes Leben gestalten; es geht darum, das anzunehmen, was uns mitgegeben wird, um dann über uns hinauszuwachsen und eigenständige Persönlichkeiten zu werden.
„Endlich bekam sie genug Luft, um in sich ein Feuer zu entfachen.“ (S. 320/430)
Taylor Jenkins Reid porträtiert auf beeindruckende, emotionale Weise eine lebhafte, dynamische, schillernde Familie mit vielen Problemen, dunklen Seiten und schwierigen Zeiten, die vor allem eins ist: echt.
Darauf wird der Leser, wie gesagt, nicht ausdrücklich mit der Nase gestoßen. Stattdessen entwickelt sich das Erkenntnis des Lesers nur schleichend im Laufe der Geschichte, wenn man June und Nina besser kennenlernt. Dadurch wird das, was die Autorin eigentlich sagen will, noch viel bedeutsamer und bekommt viel mehr Gewicht, als wenn sie die Konflikte der Protagonisten ausdrücklich angesprochen hätte.
Darüber hinaus ist aber, denke ich, genau dieser Aspekt auch der Grund dafür, weshalb die Figuren, die TJR schafft, gerade so schillernd und lebensecht wirken – und zwar nicht nur die beiden Protagonistinnen Nina und June, sondern auch alle Nebenfiguren, die wichtigen wie die unwichtigen (wobei man bei der Autorin wohl auch infrage stellen könnte, ob es überhaupt unwichtige Figuren gibt, da alles miteinander verwoben ist und jeder auf jeden Einfluss nimmt).
Das ist die große Stärke nicht nur des Buches sondern auch der Autorin, die sie von vielen anderen unterscheidet und deutlich abhebt. Eigentlich schon nach „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“, aber spätestens jetzt zählt Taylor Jenkins Reid zu meinen Lieblingsautor*innen!
Im Mittelteil zieht sich die Handlung nach meinem Empfinden etwas und was alles bei der Party abging, und warum, habe mittlerweile zwar schon verstanden, aber ganz überzeugen konnte mich dieser Punkt dann doch nicht. Trotzdem ist „Malibu Rising“ ein weiteres Highlight einer großartigen Autorin, die es wie keine Zweite versteht, lebensechte, greifbare Figuren zu schaffen, die ihre Geschichten vor allem zwischen den Zeilen erzählen.
Großes Kino! Wer noch kein Buch von TJR gelesen hat, sollte das SCHLEUNIGST ändern!
4,5/5 Lesehasen.
Vielen lieben Dank an
(c) Ullstein |
Huhu,
AntwortenLöschenIch habe deine Rezi nur kurz überflogen, weil ich Recht unvoreingenommen an die Geschichte gehen möchte (was eigentlich schon gescheitert ist, immerhin habe ich mittlerweile riesige Erwartungen an TJR Romane 😂). Aber was du schreibst klingt sooooo gut! Bin jetzt richtig gespannt und werde mir das Buch definitiv bei der nächsten Bestellung holen!
LG Sophia
haha, glaube, ganz unvoreingenommen sind wir beide nicht mehr, was TJR angeht xD
LöschenAber wünsche dir jetzt schonmal viel Spaß mit dem Buch und bin mir sicher, dass es dir auch gefallen wird! :D
Deine und meine Vorhersage war eindeutig richtig: ich hab das Buch sooo geliebt!!!!
LöschenDeine kleinen Kritikpunkte kann ich gut verstehen - ich fand manches, was auf der Party passiert ist auch ein wenig überzogen und ich hätte gerne ein etwas ausführlicheres Ende gehabt, statt der vielen Partyszenen. Insgesamt hat mich Nina auch ein kleines bisschen weniger bewegt als Evelyn, aber egaaaaaaal, ich musste einfach trotzdem 5 Sterne vergeben ;-)))
Jaa! TJR halt ♥
LöschenStimme dir voll zu.