Freitag, 28. April 2023

Kein Zugang zur Protagonistin, aber vielversprechendes Grundgerüst – Rezension zu „We Will Give You Hell“ von Lina Frisch

Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: We Will Give You Hell
Reihe: ?
Autorin: Lina Frisch
Genre: Urban Fantasy
Verlag: Knaur
Preis: € 15,99 Paperback; € 12,99 ebook
Erschienen am: 01.03.2023
Seitenzahl: 464

Leseempfehlung? Lest die Leseprobe und schaut, ob ihr mit der Protagonistin klarkommt. Wenn das der Fall ist, dann auf jeden Fall!
 
 

"Wenn deine Wut zur magischen Kraft wird, die die Welt verändern kann
Im Urban-Fantasy-Roman »We will give you Hell« entdeckt die junge Hell ihre ureigene weibliche Magie, die sie zwingt, sich zwischen Macht und Gerechtigkeit zu entscheiden.
Es sollte der Sommer ihres Lebens werden: In Schweden wollen die 19-jährige Hellea, genannt Hell, und ihre Freunde vier Wochen lang die urtümlichen Wälder und das malerische Stockholm erkunden. Aber Hell wird aus diesem Urlaub nicht zurückkehren. Zumindest nicht als die Frau, die sie zuvor gewesen ist.
Denn Hell wird plötzlich von unerklärlichen Fieberschüben heimgesucht. Bei dem Besuch eines einsamen Wikinger-Grabs trifft die zunehmend verzweifelte Hell auf Astryd, eine mysteriöse Frau, die ihr eine schier unglaubliche Geschichte erzählt: Was Hell bislang als Wutanfälle und zuletzt als Fieber wahrgenommen hat, ist eine uralte Kraft, die das Schicksal der Welt und insbesondere der Frauen in Hells Hände legt.
In den dunklen Wäldern Schwedens dringt Hell bis in ihre tiefsten Abgründe vor und lernt schließlich, dass es keinen richtigen Weg gibt – nur den eigenen."

"Lina Frisch, Jahrgang 1997, ist eine deutsche Schriftstellerin und Feministin. Sie kommt aus Flensburg, wo sie oft am Strand zu finden ist – dem perfekten Ort, um sich in fantastische Welten treiben zu lassen. Ihre Liebe zu Geschichten entdeckte sie bereits im Kindergarten und schreibt selbst, seit sie einen Stift halten kann. Mehr auf Instagram unter linafrisch_autorin oder auf www.lina-frisch.de"

"Salziger Wind schlägt mir ins Gesicht."


Auf dem Cover sieht man einen Nadelwald aus der Vogelperspektive, der am unteren Bildrand zu brennen scheint. Darüber lugt aus den Baumkronen der Titel in goldenen Großbuchstaben hervor, die einen starken Kontrast zu dem Dunkelgrün der Bäume bilden.
Die Innenklappen sind ähnlich gestaltet, wobei in der vorderen Klappe ein Zitat im Stil des Titels abgedruckt ist, während die hintere Innenklappe nur den Wald zeigt.
Insgesamt gefällt mir das Cover sehr gut! Es passt hervorragend zum Setting, das größtenteils in den Wäldern Schwedens spielt, und auch das Feuer am unteren Bildrand findet sich im Inhalt wieder.
Der Titel ist ebenfalls sehr gut gewählt. Normalerweise bin ich ja eine große Verfechterin von deutschsprachigen Titeln im deutschsprachigen Raum, da englische Titel in den meisten Fällen gar nicht mal unbedingt mehr Sinn machen als etwaige deutsche. „We Will Give You Hell“ hat hier jedoch einen tieferen Sinn, der sich nicht nur im Wortspiel mit dem Spitznahmen Hell der Protagonistin Hellea erschöpft!

Inhaltlich hätte ich das Buch gerne mehr gemocht, aber irgendwie hat es mir das nicht leichtgemacht. Das liegt hauptsächlich nur an einem einzigen Aspekt: Hellea. Ich bin mit ihr einfach nicht klargekommen.

Vorab: Das ist wieder einmal ein Punkt, der extrem subjektiv ist. Mich haben an ihr Dinge gestört, die euch vielleicht entweder gar nicht so stark auffallen würden oder die sie für euch vielleicht sogar sehr sympathisch machen. Bei mir haben diese Punkte, die sich im Übrigen teilweise auch bei den Nebenfiguren wiederfinden, dafür gesorgt, dass ich überhaupt keinen Zugang zu ihr (oder eben zu den eben genannten Nebenfiguren) finden konnte, was, da ich ein besonders figurenbezogener Leser bin, wiederum dazu geführt hat, dass ich mich insgesamt nicht so ganz in das Buch fallenlassen konnte. Das finde ich vor allem deshalb sehr schade, weil das Buch es eigentlich verdient hätte, dass ich es gerne lese, weil es ansonsten (bis auf einen weiteren Kritikpunkt, den ich zum Ende habe) so ziemlich alles richtig macht.

Was hat mich also so sehr an Hellea gestört? Ganz einfach: Ihre fehlende Selbstreflexion. Ich hatte durchweg, insbesondere aber in der ersten Hälfte das Gefühl, dass sie sich eigentlich nur in Selbstmitleid suhlt, ihre Handlungen kaum hinterfragt und alles, was ihr widerfährt, stets so darstellt, als seien alle anderen schuld. In der Hinsicht bleibt Hell stets eine passive Figur. Anstatt sich hinzustellen und zu fragen: „Wieso ist das so? Was kann ich ändern, damit es mir besser geht?“, fühlt sie sich angegriffen und wird wütend. Damit will ich nicht das Unrecht kleinreden, das ihr zweifellos widerfährt, und ich will ihr auch nicht ihre durchaus berechtigte Wut absprechen.
Was mich jedoch zunehmend gestört hat, ist, dass sie darauf immer nur passiv reagiert; sie wird wütend und schießt deshalb entweder aus Verteidigung zurück oder zieht sich zurück, aber dabei ist ihr Verhalten für mein Empfinden stets zu unreflektiert, als dass ich mich in sie hineinversetzen oder ihre Handlungen nachvollziehen können.
Noch einmal: Ihre Wut verstehe ich und kann ich auch nachempfinden, aber eben nicht wie sie darauf reagiert; vor allem deshalb auch nicht, weil sie sich auch kein Stück zu entwickeln scheint.

Das ist mein zweiter großer Kritikpunkt, den ich an Hellea habe: Ihr Charakter tritt stets nur auf einer Stelle. Egal, was Hellea im Laufe der Handlung erlebt, sie ändert nichts an ihrem Verhalten oder an ihren Reaktionen auf anderen Figuren, sondern handelt jedes Mal gleich impulsiv und unüberlegt. Entwicklung sehe ich an ihrem Charakter nicht. Stattdessen vollführt sie im letzten Viertel dann plötzlich charaktertechnisch gefühlt eine 180°-Wende, ohne dass sich diese Charakteränderung vorher irgendwie abgezeichnet hätte.

Ähnliches gilt im Übrigen auch für ihre Beziehung zu Mayvie, die sich von „gar nicht vorhanden“ zu „große Liebe“ entwickelt, und für die anderen Figuren, insbesondere Astryd.

In all diesen Aspekten tritt „We Will Give You Hell“ gut drei Viertel auf der Stelle, nur um sich dann im letzten Viertel in der finalen Entwicklungsstufe zu befinden, ohne dass diese Entwicklung dahin überhaupt stattgefunden hätte.

Die große Stärke, die das Buch hat, und die eben der Grund dafür ist, weshalb es mir hier besonders wehtut, so viel Kritik äußern zu müssen und keine bessere Bewertung abgeben zu können, ist all das Drumherum: Die Idee um die Schwestern Hellea und Svea von Schweden, die Verbindung mit der nordischen Mythologie mit dem wütenden, feministischen Grundton der Geschichte und die Gesellschaftskritik haben mir sehr gut gefallen!
Die Wut, die die Autorin mehrfach schildert und die auch Hellea sowie alle (weiblichen) Nebenfiguren empfinden, kennt man als Leserin selbst nur zu gut. Lina Frisch schafft es nicht nur, diese Emotion gut zu transportieren, sondern ihr Buch löst beim Lesen selbst auch diese ohnmächtige Wut aus, die man als Frau in den alltäglichsten Situationen aufgrund der Ungerechtigkeit, die nach wie vor noch herrscht, empfindet.
Das in Verbindung mit der Einbeziehung und teilweisen Neuinterpretation oder sogar Neuschöpfung der nordischen Mythologie schafft ein solides Grundgerüst, das viel Potenzial zu einem starken und lauten Fantasyroman bietet.


Zum Ende hin fand ich es dann aber wieder schade, dass (selbst für einen Auftakt) zu viele Konflikte offenbleiben, als dass ich zufrieden aus dem Buch gehen könnte, während die Geschichte gleichzeitig praktisch zu 100% vorhersehbar ist (was mich beim Lesen wiederum nicht so sehr gestört hat, da mir die Grundidee ja so gut gefallen hat), sodass ich auch keine große Lust verspüre, eine etwaige Fortsetzung zu lesen.


Ich hätte das Buch gerne mehr gemocht, aber das hat es mir leider nicht leichtgemacht.
Die Idee um die Schwestern Hellea und Svea von Schweden, die Verbindung mit der nordischen Mythologie mit dem wütenden, feministischen Grundton der Geschichte und die Gesellschaftskritik haben mir sehr gut gefallen!
Allerdings kam ich mit der Protagonistin überhaupt nicht klar. Vor allem anfangs suhlt sie sich eigentlich nur in Selbstmitleid, sie hinterfragt ihre Handlungen kaum und stellt alles, was ihr widerfährt, stets so dar, als seien bloß alle anderen Schuld. Für mein Empfinden ist ihr Verhalten dabei viel zu unreflektiert, als dass ich mich in sie hineinversetzen oder sie verstehen könnte.
Im letzten Viertel vollzieht sie dann plötzlich eine 180°-Wende, ohne dass sich diese Charakterentwicklung vorher abgezeichnet hätte. Ähnliches gilt im Übrigen auch für ihre Beziehung zu Mayvie und für die anderen Figuren, insbesondere Astryd.
Schließlich bleiben (selbst für einen Auftakt) zu viele Konflikte offen, als dass ich zufrieden aus dem Buch gehen könnte, während die Geschichte gleichzeitig praktisch zu 100% vorhersehbar ist, sodass ich auch keine große Lust verspüre, die Fortsetzung zu lesen.
2,5/ 5 Lesehasen.




Vielen lieben Dank an

(c) Knaur

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib einen Kommentar! Egal, was - Kritik, Lob, Grüße, Fragen.... Was auch immer dir einfällt!
Ich freue mich über alles und versuche auch jeden Kommentar möglichst zeitnah zu beantworten. ;)

Datenschutz:
Wenn du hier kommentierst, werden die von dir eingegebenen personenbezogenen Daten wie dein Name und deine E-Mail und u. U. auch deine IP-Adresse gespeichert und an Google übermittelt. Weitere Infos erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der von Google! :)

Du hast außerdem die Möglichkeit, Kommentare zu abonnieren, bspw. wenn du wissen möchtest, was ich und andere dir antworten. Auch das kannst du jederzeit widerrufen, indem du einfach auf den entsprechenden Link in der Abo-Mail klickst oder mich unter justbookaholic@gmail.com benachrichtigst.

Für weitere Informationen bezüglich der Verarbeitung deiner Daten lies dir bitte meine Datenschutzerklärung durch. :)