Werbung/ Rezensionsexemplar
Titel: Die Traumdiebe
Reihe: Einzelband
Genre: Urban Fantasy, Dystopie
Preis: € 15,00 Hardcover; € 11,99 ebook
Erschienen am: 09.04.20
Seitenzahl: 304
Leseempfehlung? Nur, wenn man mit unbeantworteten Fragen leben kann.
"Kanada nach der Klimakatastrophe: Die Welt ist hart und unmenschlich
geworden. Die Menschen haben die Fähigkeit zu träumen verloren. Nur die
wenigen überlebenden Ureinwohner können es noch – und werden deswegen
gnadenlos gejagt. Der 16-jährige Frenchie hat so seine ganze Familie
verloren. Aber er hat eine neue gefunden: Träumer wie er, die gemeinsam
durch die Wildnis des Nordens ziehen, immer auf der Flucht vor den
Traumdieben. Ein paar Kinder und Jugendliche, einige Erwachsene und die
wunderbare, rebellische Rose. Kann die Macht ihrer Geschichten und das
Wissen ihrer Ahnen sie schützen?"
Quelle
"Cherie Dimaline ist ein Mitglied der Georgian Bay Métis Gemeinschaft in
Ontario. Sie hat bereits fünf Bücher veröffentlicht. Ihr Roman »Die
Traumdiebe« wurde in Kanada zum Bestseller und mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet. Cherie Dimaline lebt derzeit in Vancouver, wo sie an
einer Fortsetzung der »Traumdiebe« arbeitet und an einer Filmadaption
des Stoffes."
"Mitch grinste breit, und seine Zähne leuchteten im schwachen Licht der Solarlampe, die wir bei einer unserer Suchaktionen in einem Schuppen gefunden hatten."
Das Cover
gefällt mir wirklich gut. Zuerst fällt einem in der Mitte der Titel vor ein
paar Bergen ins Auge, darüber der Namen der Autorin und eine Feder, die man
auch fühlen kann, alles umgeben von regen. Erst bei näherem Hinsehen fällt auf,
dass das Cover quasi falschherum ist: Dreht man das Buch, sieht man, dass man
auf einen See blickt, im Hintergrund die Berge, die sich im See spiegeln. Das
finde ich absolut gelungen und man kann es auch auf Träume beziehen, um die es
in Die Traumdiebe ja geht: Träume spiegeln
das Unterbewusstsein und die Fantasie der Menschen wider, genau wie der See die
Berge spiegelt.
Toll finde
ich auch die Feder, die auf die indigene Herkunft der Protagonisten anspielt,
sie erinnert auch ein bisschen an Traumfänger.
Auch unter
dem Schutzumschlag ist das Buch zwar schlicht aber wirklich schön gestaltet,
auf dem Cover ist noch einmal die Feder, die man oben auf dem Umschlag sieht,
eingraviert. Die Feder findet sich auch hinter jeder Kapitelüberschrift wieder!
Im Deckel sind kahle Bäume skizziert, was nicht nur
toll
aussieht, sondern auch zum Inhalt passt.
Der Titel Die Traumdiebe ist ebenfalls wirklich
passend, wobei ich den Originaltitel The
Marrow Thieves, Dt.: Die (Knochen-)Markdiebe, tatsächlich sogar etwas
besser und vielleicht nicht so irreführend finde.
Das Buch
beginnt mit „Frenchies Geschichte“ und spielt fünf Jahre vor dem eigentlichen
Plot. Man lernt Frenchie, den Protagonisten als Jungen kennen und erfährt, wie
es dazu gekommen ist, dass er alleine umherläuft.
Frenchie
selbst ist ein netter Protagonist, bei dem es mir allerdings ein wenig
schwergefallen ist, eine Bindung aufzubauen. Ich fand ihn nicht unsympathisch,
im Gegenteil. Er ist aber eher nichts Besonderes, es gibt nichts, was ihn von
anderen Protagonisten abhebt. Die Autorin geht bei seiner Charakterisierung
leider nicht wirklich in die Tiefe.
Das ist auch
nicht nur bei Frenchie so, alle Figuren bleiben relativ oberflächlich und
farblos, sodass man sie zwar mag, aber eine Bindung zu den Charakteren kann man
trotzdem nicht aufbauen. Wenn jemandem etwas zustößt, ist man emotional nicht
sehr betroffen.
Gleiches
gilt für Frenchies Beziehung zu Rose: Sie ist zum einen bereits von Anfang an
ziemlich offensichtlich, zum anderen hatte ich wirklich Schwierigkeiten, die
(sich anbahnende) Beziehung zwischen den beiden zu nachzuempfinden. Die
Beziehung wird gar nicht aufgebaut, sie wird zunächst angeschnitten und dann
ist sie einfach da, hin und wieder gibt es ein paar Problemchen. Man hat nicht
das Gefühl, dass Frenchie und Rose sich tatsächlich zueinander hingezogen
fühlen, vielmehr wirkt es so, als würde die Autorin nur eine Pflicht erfüllen.
Nach dem Motto, es ist ein Jugendbuch und in ein Jugendbuch gehört eine
Beziehung.
Generell
hatte ich beim Lesen so den Eindruck, dass die Autorin einen großen Plan hatte,
aber irgendwie nicht zum Punkt kam. Es wird alles irgendwie angerissen, aber
nichts wird so richtig ausgeführt.
Gerne hätte
ich noch mehr darüber erfahren, wie die Welt denn jetzt so geworden ist, wie
sie ist, und was genau es mit den Träumen und den Schulen auf sich hat. Die
ganze Zeit habe ich mich gefragt, was passiert ist, dass bis auf die indigene
Bevölkerung Nordamerikas alle Menschen die Fähigkeiten verloren haben zu
träumen, und wie sie sie von denjenigen, die die Fähigkeit noch besitzen,
eigentlich genau stehlen. Die Fragen wirft schon der Klappentext auf, aber über
die gesamten knapp 300 Seiten wird keine davon tatsächlich beantwortet. Man hat
das Gefühl, das ganze Buch ist bloß eine
Einführung; alles wird mal angerissen, damit man es zum Ende dann auflösen
kann.
Zu dieser
Auflösung ist es dann aber leider nie gekommen. Das Ende kommt sehr plötzlich.
Man ist gar nicht darauf vorbereitet, dass das Buch zuende ist, da man ja noch
so gut wie gar nichts weiß. Die
Traumdiebe endet mitten in der Geschichte, es wird keine der Fragen, die
man sich beim Lesen stellt – und das sind nicht nur die Genannten, sondern noch
viel mehr – auch nur ansatzweise beantwortet. Alles wird eben, wie gesagt, nur
angerissen und man wartet auf die große Enthüllung, aber die wird dann
anscheinend vergessen.
Ich will
aber nicht nur meckern, ganz so schlecht, wie das alles jetzt vielleicht
klingen mag, war das Buch gar nicht. Mir hat nämlich besonders gut gefallen,
wie die Autorin die indigene Kultur und die Verbundenheit der Protagonisten mit
der Natur in die Geschichte eingebracht hat. Man kann sich ihre Gepflogenheiten
und Traditionen ein wenig vorstellen. Auch hier hätte ich mir vielleicht ein
bisschen mehr gewünscht, aber schön dargestellt ist es trotzdem.
Auch der
Schreibstil Dimalines hat mich sehr mitgerissen. Dort, wo die Story schwächelt,
hält einen die Art und Weise, wie die Autorin sich ausdrückt, ans Buch. Ihr
Stil ist sehr leicht und flüssig zu lesen, sodass man selbst durch die Stellen
fliegt, die teilweise wirklich sehr vorhersehbar sind. Hin und wieder durfte
ich sogar lachen.
Das Buch
verspricht viel, aber leider wird nur wenig davon erfüllt. Vor allem die Kultur
der indigenen Völker, aber auch die Idee, dass Träume eine besondere Macht
haben, bieten eine gute Grundlage für das Buch, getoppt wird das Ganze noch
durch den tollen Schreibstil der Autorin. Nur leider hat sie dabei nach 300
Seiten vergessen, ein paar der Fragen zu klären. Nichts gegen offene Enden,
aber der Leser wird hier doch sehr unzufrieden zurückgelassen. Nichtsdestotrotz
lässt es sich leicht lesen, und wer mit unbeantworteten Fragen leben kann, hat
hier ein schönes Buch für zwischendurch.
3/5 Lesehasen.
Vielen lieben Dank an
für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥
Hallo Sofia,
AntwortenLöschenich musste gerade schmunzeln. Meine Rezension zu dem Buch ist ebenfalls heute online gegangen und wir sind uns hier recht einig. Mir war vieles zu nebulös, u.a. diese zukünftige Welt und ihre Funktionsweise.
Liebe Grüße,
Nicole
Huhu Nicole,
Löschenda schaue ich dann gleich mal vorbei! :D
Das stimmt, da hätte echt gerne mehr kommen können, schade... :(
LG ♥