Montag, 4. Juli 2022

Enemies to lovers im Regency-London - Rezension zu "Wie man sich einen Lord angelt (Der Lady's Guide 1)" von Sophie Irwin


Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Wie man sich einen Lord angelt
Reihe: Der Lady's Guide
1 Wie man sich einen Lord angelt; 2 ???
Autorin: Sophie Irwin
Genre: Regency Romance (New Adult)
Verlag: Knaur Romance
Preis: € 12,99 Paperback; € 9,99 ebook
Erschienen am: 01.06.2022
Seitenzahl: 352

Leseempfehlung? Wenn ihr Regency Romance mögt oder einen Einstieg ins Genre sucht, dann definitiv!
 
 
 
Herzchen gehen wieder raus an meine liebste Buddyreadpartnerin Sophia von Wordworld, mit der ich das Buch zusammen gelesen habe. ♥
Schaut vorbei!
 
 

"Eintauchen ins romantische London der Regency-Zeit: Der »Lady's Guide« ist ein bezaubernder historischer Liebesroman mit einer herrlich schlagfertigen Heldin.

Kitty Talbot ist jung, hübsch und clever – leider aber auch arm wie eine Kirchenmaus. Als ihr Verlobter sie sitzen lässt, stehen Kitty und ihre vier Schwestern vor dem Ruin, denn die Spielschulden ihres verstorbenen Vaters können sie aus eigener Kraft niemals begleichen. Also wagt Kitty sich für ihre Schwestern auf das gefährlichste Schlachtfeld im England des Jahres 1818: die Bälle der Lords und Ladys in London. Obwohl die unkonventionelle Kitty sich mindestens so viele Feinde wie Freunde macht, erliegt bald ein märchenhaft reicher Junggeselle ihrem Charme. Doch dessen älterer Bruder, Lord Radcliffe, durchschaut Kittys Spiel und unternimmt alles, um eine Hochzeit zu verhindern. Eigentlich wäre Lord Radcliffe ein wunderbar ebenbürtiger Gegner für Kitty – hätte die Liebe nicht längst ihre eigenen Pläne…"

"'Ihr werdet mich nicht heiraten?', wiederholte Miss Talbot ungläubig."


Ok, also zuerst einmal muss ich über dieses wahnsinnig tolle Überraschungspaket fangirlen, das der Verlag hier zusammengestellt hat! 😍
Das Buch kam in einem zur Reihe passenden Karton zusammen mit einem Beutel English Breakfast Tee in einem niedlichen, pastellgrünen Teedöschen, Shortbread und einem kleinen Gläschen Lemon Curd, also allem, was man für eine englische Tea Time benötigt. Als wäre das nicht schon genial genug, ist in dem Buch auch noch ein signiertes Bookplate eingeklebt! Zu sagen, ich hätte mich über dieses unerwartete Päckchen gefreut, wäre untertrieben. 
Abgesehen von der Verpackung ist aber auch das Buch an sich in gewohnter Knaur-Verlag-Manier wunderschön aufgemacht. Der größte Hingucker ist dabei wohl die hintere Klappe, die um den Schnitt bis nach vorne gefaltet ist. Wollen wir das einfach einen Faux-Farbschnitt nennen?
Die Klappe selbst ist mit Zitaten aus dem Buch geschmückt sowie Bildern der Protagonisten, abgerundet von hübschen Schnörkeleien und süßen Details.

Ich bin nicht nur wegen des tollen Pakets froh darüber, dass der Verlag mir das Buch einfach so zugeschickt hat, denn wäre dem nicht so gewesen, hätte ich mich vermutlich niemals der Regency Romance gewidmet. Und wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich das einfach verpasst hätte?!

Ihr seht also: Ich war ziemlich begeistert vom Buch.
Das lag hauptsächlich an der Protagonistin Kitty, die sicherlich nicht bei jedem gut ankommt, aber mich konnte sie mit ihrer Pläneschmiederei und der Manipulation sämtlicher Junggesellen der Ballsaison inklusive ihrer Mütter von Beginn an für sich gewinnen! Ich fand es sehr spannend zu verfolgen, wie sie potenzielle Heiratskandidaten beobachtet und schnell lernt, wie sie sie am besten um den kleinen Finger wickeln kann, was ihre Schwächen sind und womit sie ihre Mütter bezirzen kann, ohne dass diese merken, dass es Kitty nur darauf ankommt, eine gute Partie zu machen. Sie ist bereit, alles zu tun, um die Zukunft ihrer Schwestern abzusichern, und das fand ich bemerkenswert.

„‚Nur wer reich ist, kann sich den Luxus der Ehre leisten‘, entgegnete sie kalt. ‚Und nur Männer haben das Privileg, ihr eigenes Vermögen zu machen. Ich habe vier Schwestern, die auf mich angewiesen sind, und die Berufe, die Frauen wie mir offenstehen – Gouvernante, Schneiderin vielleicht – würden nicht einmal ausreichen, um die Hälfte von ihnen zu kleiden und zu ernähren. Was soll ich also tun, außer mir einen reichen Ehemann zu suchen?“ (S. 105/ 351)

Dabei macht sie natürlich auch Fehler und verliert auch mal das Potenzial ihrer Schwester Cecily, die sie nach London begleitet, aus den Augen. Das macht Kitty greifbarer und führt einem vor Augen, dass sie trotz ihrer Rücksichtslosigkeit und Tendenz, sprichwörtlich über Leichen zu gehen, selbst noch relativ jung und eben doch keine schlechte Person ist, sondern lediglich besorgt um das Wohl ihrer Familie.
Für den Leser ist der Konflikt mit Cecily absehbar, aber dadurch, dass man nicht weiß, wann und vor allem wie Kitty das am Ende heimsucht, steigt alleine aus diesem Grund die Spannung konstant.

Hauptsächlich knistert es in diesem Buch aber zwischen Kitty und Lord Radcliffe. Während sie zunächst versucht, Archie, den jüngeren Radcliffe, zu verführen, weil er in ihren Augen ein leichteres Ziel zu sein scheint, ist für den Leser von Anfang an klar, dass Kitty und der Lord viel besser zusammenpassen. Einerseits liegt das schlicht daran, dass Archie eher wie ein 14-jähriger, in allen Lebensbereichen völlig unerfahrener Junge denn wie ein junger Heranwachsender etwa in Kittys Alter wirkt, und man ihn daher als Love Interest kaum ernstnehmen kann. Da die Autorin durchweg aber mit Sarkasmus und Überspitzungen spielt, denke ich, dass das durchaus beabsichtigt war.

Zum anderen behaupten sowohl Kitty als auch vor allem Lord Radcliffe ständig, dass sie sich nicht ausstehen können, sind aber so OFFENSICHTLICH obsessed miteinander, dass der enemies-to-lovers-liebende Leser hier schier verrückt wird wegen der süchtig machenden Umsetzung der love-to-hate-, will-they-won´t-they- und slow-burn-tropes.

„Statt den Tag wie geplant mit seiner Korrespondenz und dem Verfassen von Anweisungen bezüglich seiner baldigen Rückkehr nach Radcliffe Hall zu verbringen, brütete er mehrere unangenehme Stunden lang über Miss Talbots Unverfrorenheit, ihrer Respektlosigkeit – ihrer Dreistigkeit. Fast wünschte er, sie würde noch einmal zurückkehren, damit er sie anständig hinauswerfen konnte.“ (S. 139/ 351)

Das ist eine der größten Stärke des Buches, die die paar kleineren Schwächen (dazu gleich) mit Leichtigkeit überschatten können.

Die andere große Stärke ist der bereits angeschnittene spitze, sarkastische Unterton, der zusammen mit dem etwas altertümlich anmutenden Schreibstil dem Buch einen ganz besonderen Charme gibt. Das sorgt für einen durchgehenden Lesefluss, einige Lacher zwischendurch und unterstreicht dazu Kittys scharfen Verstand.

Auf das Worldbuilding hat die Autorin sich dagegen weniger konzentriert; die Geschichte spielt größtenteils zwar in London, aber sie hätte auch genauso gut in einer anderen englischen Stadt stattfinden können. Gestört hat mich das weniger, da der Fokus hier eindeutig auf den Figuren liegt und das Drumherum daher kaum relevant ist, aber es mit ist ein Grund, weshalb ich letztlich einen halben Punkt abgezogen habe.

Der andere Grund dafür, ist das Ende, das zwar immer noch gut ist, aber im Verhältnis zum Rest des Buches wenig zufriedenstellend und in meinen Augen etwas zu abrupt ist. 50 bis 100 Seiten mehr, in denen Kitty und Lord Radcliffe vielleicht noch etwas mehr Zeit miteinander verbringen können, hätten dem Buch sicherlich gutgetan; so wirkte das Ganze etwas zu übereilt, als wollte die Autorin schnell zu einem Schluss kommen. Man könnte auch sagen, das slow burn vorher war im Gesamten betrachtet vielleicht etwas zu slow und nicht genug burn. Wie gesagt: Es ist eindeutig nicht schlecht, aber man hat nicht das Gefühl, dass Kittys Geschichte abgeschlossen ist. „Wie man sich einen Lord angelt“ ist zwar ein Reihenauftakt, aber ich gehe davon aus, dass es in den Folgebänden um Kittys Schwestern geht, ähnlich wie in „Bridgerton“, und wenn dem tatsächlich so ist, fehlt diesem Buch ein schöner, runder Abschluss.

Zum Thema „Bridgerton“: Als ich das Buch gelesen habe, kannte ich die Reihe bzw. Serie noch nicht, habe mir aber von Sophia sagen lassen, dass „Wie man sich einen Lord angelt“ dem ersten Buch/ der ersten Staffel inhaltlich stark ähnelt. Mittlerweile habe ich die Staffel (und die zweite übrigens auch, ich bin jetzt voll im Regency-Fieber) gesehen und kann dies bestätigen. Das ändert im Nachhinein natürlich nicht meine Bewertung des Buches, da ich beim Lesen ja eindeutig sehr viel Spaß hatte. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass jemand, der Julia Quinns Vorlage bereits kennt, hiervon unter Umständen etwas enttäuscht ist, da (zumindest die Serie! Die Bücher habe ich ja noch nicht gelesen) „Bridgerton“ um einiges runder, die Figuren etwas ausgereifter sind als hier. „Wie man sich einen Lord angelt“ kann ich allerdings als Einstieg in die Regency Romance sehr empfehlen!


Wer hätte gedacht, dass ich mal ein Fan von Regency-Romances werde? Ich definitiv nicht, aber „Wie man sich einen Lord angelt“ hat zweifellos dafür gesorgt! 😍
Man kann hier nicht erwarten, dass die Autorin besonders viel Energie aufs Worldbuilding verwendet; die Geschichte spielt größtenteils zwar in London, aber sie hätte auch genauso gut in einer anderen englischen Stadt stattfinden können. Aber das ist hier auch gar nicht schlimm, denn der Fokus liegt eindeutig auf Kittys Pläneschmiederei und Manipulation, und das unterstützt vom scharfen, subtil sarkastischen Schreibstil auf höchst amüsante Weise!
Wer „Bridgerton“ bereits kennt, könnte hiervon aufgrund der starken Ähnlichkeit unter Umständen ein bisschen enttäuscht werden, wenn man sich einen anderen Blickwinkel erhofft (wenn nicht, werdet ihr es lieben). Wer einen Einstieg in das Genre sucht, wird hiermit jedoch sehr viel Spaß haben!
4,5/ 5 Lesehasen.



Vielen lieben Dank an

(c) Knaur

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



2 Kommentare:

  1. Hallo Sofia!

    Beim Lesen deiner Rezension dachte ich sofort: Das ist definitiv ein Buch für mich!
    Dann kam deine Einschätzung, falls man Bridgerton schon gesehen, oder die Bücher gelesen hat...Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es sich dann überhaupt noch lohnt 🤔

    Auf jeden Fall hast du eine schöne und ausführliche Rezension geschrieben, die mich dazu bringt, das Buch dann vielleicht doch mal im Hinterkopf zu behalten 😉

    Liebe Grüße
    Franzy

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    Antworten
    1. Huhu Franzy,

      hahaha, das ist jetzt natürlich ein bisschen doof xD
      Aber vielleicht hilft dir da Sophias Rezi weiter, sie kannte die Serie nämlich vorher schon und hat parallel zu dem Buch auch die Bridgerton-Bücher gelesen :)

      Vielen Dank und liebe Grüße zurück! ♥

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