Düster, geheimnisvoll und hoch atmosphärisch erzählt Boris Koch im Fantasy-Roman »Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen« von Irrlichtern, Schuldgefühlen und dem Monster im Moor.
Nur in den gewaltigen nebelverhangenen Schwarzmooren am Rand des Königreichs ist jener besondere Torf zu finden, der die magischen Feuer der Alchymisten nährt. Jeden Tag riskieren die Torfstecher aus der abgelegenen Stadt Nebelbruch ihr Leben für das wertvolle Gut, denn im Moor lauert der Tod in mannigfaltiger Gestalt: Ein falscher Schritt, und man versinkt in der schwarzen Tiefe oder wird von fleischfressenden Sumpfkriechern angefallen. Nachts locken Irrlichter die Unvorsichtigen und Einsamen ins Verderben, und im dunklen Herz der Schwarzmoore haust der Letzte der grausamen Drachen: der sagenumwobene Nachtwyrm.
Immer wieder tötet die Bestie Menschen, und auch die Schwester des jungen Milan fällt ihr zum Opfer – einen Moordiamanten in der Hand, gestohlenes Eigentum des Königs. Die Wut über den Diebstahl trifft Milans gesamte Familie hart. Seine Eltern sind gebrochen und geben ihm die Schuld, dass seine Schwester zur Diebin wurde. Und er, geplagt von Alpträumen, schafft es nicht, die Vorwürfe abzuschütteln.
Gefangen zwischen Schuldgefühlen und Rachegedanken durchstreift Milan auf längst vergessenen Pfaden das Moor – ohne die Wahrheit über sich selbst zu ahnen.
Und der Nachtwyrm ist weiterhin hungrig …"
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Das Buch ist mir nicht nur wegen des tollen Covers aufgefallen, sondern auch, weil ich bereits die „Dornenthron“-Dilogie des Autors gelesen und vor allem wegen des Schreibstils und der düsteren Stimmung sehr gemocht habe.
Atmosphäre bekommt man hier auf jeden Fall auch, das ist einer der größten Pluspunkte dieses Buches! Bereits in den ersten paar Kapiteln wird man in die düstere Magie des Moors gezogen, man fragt sich, was es mit den Irrlichtern auf sich hat, und wann man wohl das erste Mal auf den mysteriösen Drachen trifft. Zu der drückenden Grundstimmung, die den wesentlichen Spannungsfaktor des Buches ausmacht, tragen auch die Dorfbewohner bei, die nicht gut auf den Protagonisten zu sprechen sind und sich dementsprechend ihm gegenüber verhalten.
Das hat mir alles sehr gut gefallen!
„‚[…] In der Nacht ist mir endgültig klar geworden, dass man zwar jederzeit sterben, aber ebenso auf die seltsamste Art gerettet werden kann. Das Leben ist manchmal verrückter, als jeder Spaßmacher es sich ausdenken kann. Und so habe ich an jenem Morgen beschlossen, über alles zu lachen und später unbedingt mehr Zeit mit meinen Enkeln zu verbringen.‘“ (S. 58/400)
Das wiederum hat mir dann besser gefallen, nicht nur, weil endlich etwas passiert, sondern auch weil ich die Wendung zwar vorhersehbar, aber sehr originell und vor allem sehr passend zum restlichen Buch fand. Damit wurden einige Fragen beantwortet – wenn auch längst nicht alle. Es bleibt einiges offen und ungeklärt, was ich grundsätzlich nicht unbedingt schlecht finde (gerade für einen Fantasy-Einzelband bietet sich ein offenes Ende häufig an, da man eine neue Welt ja oft nicht vollständig in ein einziges Buch fangen kann), aber hier geht man dann doch mit einem eher unbefriedigtem Gefühl aus der Geschichte hinaus.
Dazu trägt im Übrigen auch das Erzähltempo bei: Während die ersten drei Viertel fast schon schleichend vorangehen, rast das Finale nur so an einem vorbei. Man hat dadurch nicht wirklich das Gefühl, dass die Stränge innerhalb der Handlung in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen. Die Schnelligkeit, mit der die Lösung präsentiert wird, hinterlässt bei einem ein „Das soll es jetzt gewesen sein?“-Gefühl, das daher rührt, dass dieses letzte Viertel vom Tempo her nicht zum Rest der Geschichte passt.
Ich konnte zu Milan allerdings keine Bindung aufbauen. Woran genau das gelegen hat, kann ich dabei aber nicht sagen; vielleicht lag es an dem eher distanzierten Schreibstil aus der 3. Perspektive, auch wenn ich damit normalerweise weniger Probleme habe.
Manchmal ist es aber auch einfach so, dass man mit Protagonisten nicht warmwird, genauso, wie man manchmal jemandem im echten Leben ohne bestimmten Grund einfach nicht leiden kann; so ein Fall wird es wohl hier sein.
Die Umsetzung ist insbesondere hinsichtlich des Erzähltempos meines Erachtens nicht so gut gelungen, wie es hätte sein können. Der Großteil der Erzählung fühlt sich wie eine lange Einleitung an, während das Finale viel zu schnell vorbei ist. Es bleiben zu viele Fragen offen, als dass man zufrieden aus dem Buch geht, die großen Wendungen sind zwar originell, aber vorhersehbar und schließlich konnte ich mich auch mit dem Protagonisten nicht anfreunden.
Daher gibt es 3,5/5 Lesehasen von mir.
Vielen lieben Dank an
(c) Knaur |
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenIch mochte die Dornenthron Dilogie auch sehr und hab mich auf Moorläufer dann gefreut - allerdings hat mich die ruhige Erzählweise gar nicht so gestört. Wenn es langsam vorangeht, aber durch die Atmosphäre punkten kann, kann ich dennoch sehr gut in die Geschichte eintauchen und mich dem Tempo anpassen.
Allerdings muss ich auch sagen, dass dann dafür das letzte Drittel sehr schnell ging. Ich fand es das Gleichgewicht da etwas unpassend verteilt. Entweder hätte der Anfang etwas gekürzt werden müssen oder das Ende etwas mehr ausgebaut. Denn dadurch wirkte es tatsächlich erstmal langgezogen und dann gehetzt... wobei jetzt bei mir gar nicht viele Fragen offen blieben?
Ich würde es aber in der Kategorie "Low Fantasy" einordnen ;)
Liebste Grüße, Aleshanee
Huhu Aleshanee,
Löschendas ist doch schön, dass du dich trotzdem in die Geschichte fallenlassen konntest! :) Mir hat da leider, wie gesagt, etwas gefehlt, vor allem eben vor dem Hintergrund, dass das letzte Drittel so flott passierte. Eben genau das! :)
Ich weiß jetzt gar nicht mehr so genau, was mir da am Ende noch fehlte, das ist mittlerweile auch wieder 2 Monate her, dass ich das Buch beendet habe haha :'D Weiß nur noch, dass ich relativ unzufrieden da raus ging.
Stimmt! Habe ich gleich mal geändert, danke ;)