Dienstag, 22. September 2020

Zäher Anfang, aber starke Charaktere! - Rezension zu "Priest of Bones (Kampf um den Rosenthron 1)" von Peter McLean


Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Priest of Bones
Reihe: Der Kampf um den Rosenthron
1 Priest of Bones; 2 Priest of Lies (ET: ???)
Autor: Peter McLean
Genre: Fantasy
Verlag: Klett Cotta
Preis: € 13,99 ebook; € 17,00 broschiert
Erschienen am: 22.02.20
Seitenzahl: 345

Leseempfehlung? Wenn man den zähen Anfang durchhält, dann ja.



"Soldaten, Gangster, Magier… in den dunklen Gassen der Stadt wird darum gekämpft, wer in den Spelunken, Bordellen und Tempeln des Glückspiels das Sagen hat. Der Soldatenpriester Tomas Piety und seine Leute haben ein einfaches Ziel, sie wollen Alles, und das jetzt. 

Der Krieg ist aus, aber die Probleme scheinen erst richtig anzufangen. Der Armeepriester Tomas kehrt mit seinen Soldaten und seiner Stellvertreterin Bloody Anne zurück nach Ellinburg. Aber die Stadt hat sich verändert, sein Imperium besteht nicht mehr. Längst haben andere Kriminelle die Kontrolle über die Gasthäuser, Bordelle und das Glücksspiel übernommen und ein dichtes Netz von Spitzeln geschaffen. Aber Tomas will sich zurückholen, was einst ihm gehörte. Er baut eine Gang auf, die an Gewitztheit und Schlagkraft nicht zu übertreffen ist. Und dann ist da noch Billy the Kid, ein Junge, der von der Göttin berührt ist und über beängstigende magische Fähigkeiten verfügt."
Quelle
"Peter McLean lebt im Vereinigten Königreich. Nach der Urban Fantasyreihe »The Burned Man« ist »Priest of Bones« sein zweites großes Fantasywerk."
Quelle

"Nach dem Krieg kehrten wir heim."

Das Cover gefällt mir richtig gut. Im Vordergrund ist der Titel, der durch die beiden Knochen, die das „of“ einrahmen, auffällt, dahinter ist genau in der Mitte ein blutiger Dolch, der die Straße mit den Häusern links und rechts im Hintergrund zu teilen scheint. Das alles nimmt Bezug auf den Bandenkrieg, um den es in Priest of Bones letztlich geht.
Der Titel ist auch absolut genial. Es gibt eine Stelle, die sich darauf bezieht, und als ich davon gelesen habe, war ich ganz aus dem Häuschen. Ich liebe solche Momente, in denen sich einem der Sinn des Titels entschließt, hier ist das ganz wunderbar. Umso besser, dass sich der Verlag dazu entschieden hat, Priest of Bones zu übernehmen und den Untertitel nur zu übersetzen.

Anders als zur Aufmachung ist meine Meinung zum Inhalt eher zwiegespalten. Ich weiß nicht so wirklich, was ich gegenüber Priest of Bones fühlen soll, denn es ist nicht schlecht, aber es hat mich auch nicht so wirklich vom Hocker gehauen.

Was sehr früh auffällt und was mir persönlich auch sehr gut gefallen hat, ist die Repräsentation verschiedenster Charaktere in diesem Buch. Es gibt sowohl LGBT-Figuren, POC und BPOC als auch eigenständige Frauen. Und das beste: sie sind alle gleichwertig und gleich wichtig, es wird sich nicht irgendwelcher Klischees bedient, keiner ist Mittel zum Zweck oder nur da für die Quote, und jede Figur hat einen eigenen Charakter.
Davon liest man leider immer noch viel zu selten – es sind immer die typischen weißen Heteros die Protagonisten. Peter McLean hat das gemacht, was heutzutage eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Generell sind die Figuren hier allesamt sehr stark.
Der Protagonist, Tomas Piety, ist ein sympathischer Mann, der seine Prinzipien hat und dafür einsteht. Er kennt seine Schwächen und steht zu ihnen, toxische Maskulinität ist hier ein Fremdwort (!). Dabei ist er trotzdem nicht zimperlich und durchaus brutal, aber ich würde ihn trotzdem als guten Mann beschreiben.

Sein Bruder Jochen war mir dagegen auf Anhieb eher unsympathisch. Er ist ein nerviger Trunkenbold, der scheinbar nicht viel Verstand hat und lieber erstmal den Mund aufmacht als nachzudenken – eben das genaue Gegenteil von Tomas.
Allerdings merkt man mit fortlaufender Handlung und je mehr man über ihn, seinen Bruder und ihre Vergangenheit erfährt, dass viel mehr in ihm steckt als das (Gleiches gilt für Tomas). Das ist ebenfalls etwas, was Priest of Bones besonders auszeichnet: Man bildet sich eine Meinung über Charaktere, aber merkt dann, dass sie viel mehr Dimensionen haben, als man zunächst von ihnen sieht.

Auch über die Nebencharaktere wie Bloody Anne und Billy the Boy bekommt man immer mehr Hintergrundwissen – keine Figur bleibt eintönig, jeder hat seine eigene Geschichte und persönliche Motive, die man nicht immer sofort durchschaut. Dadurch bleibt die Handlung auch dann interessant, wenn gerade nicht so viel passiert.

Das ist nämlich leider etwas, was mich anfangs ein wenig gestört hat. Besonders dann ist der Plot nämlich noch sehr zäh und es dauert, bis die Handlung soweit aufgebaut ist, dass etwas passieren kann. Zwar ist es besonders bei Fantasy normal bei einem Reihenauftakt, dass sich die Geschichte erst einmal aufbauen muss, aber hier war sie teilweise wirklich langweilig. Zum Ende hin kommt dann glücklicherweise etwas Fahrt auf und gerade dann, wenn man denkt, dass erst einmal Ruhe einkehrt, schockiert der Autor noch einmal mit einer unerwarteten Wendung am Ende und natürlich einem Cliffhanger zu Band zwei.

Auch wenn also der Anfang teils sehr zäh ist, kann das Buch dann doch mit gut durchdachten, diversen Charakteren und einiges an Spannung hintenraus überzeugen. Priest of Bones ist ein solider Auftakt, der neugierig auf die Fortsetzung macht.
3,5/5 Lesehasen.


Vielen lieben Dank an

(c) NetGalley

(c) Klett-Cotta

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥

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