Montag, 21. April 2014

[Buchrezension] Berlin Requiem - Peter Huth

Seiten: 336
Genre: Thriller, Science-Fiction
Teil einer Reihe? Nein.
ISBN: 9783453676664
Preis: € 12,99
Verlag: Heyne

Erster Satz:

Das Wasser war schwarz vor lauter Ölschlieren.

Klappentext/Buchrückseite:

Der Tag, an dem das Ende beginnt ...

Berlin im Oktober: Eine rätselhafte Krankheit ist ausgebrochen. Die Infizierten fallen in ein Koma und erwachen dann wieder - regiert vom rasenden Instinkt zu töten. 
Die Bevölkerung ist verunsichert: Angeblich sind nur Menschen mit Migrationshintergrund betroffen. Kreuzberg und Neukölln gelten als kontaminiert, der Senat errichtet eine Mauer um das betroffene Gebiet.
In diesen dunklen Stunden erhält der Journalist Robert Truhs einen politisch hochbrisanten Hinweis, der die noch bestehende Ordnung endgültig kippen könnte...

Buchgestaltung:

Man sieht einen Teil von Berlin - Mitte und den Fernsehturm. 
Überall an den Häusern ist Rot, es sieht aus wie Blut. Die Stadt bedeckt ein grauer Himmel, darüber noch mehr Rot - noch mehr Blut. Erst über dem Blut ist es blau - das Blut trennt die Stadt also von allem Schönen und macht es sozusagen zu einer Horrorstadt.
Das Cover verbreitet eine sehr triste, traurige aber auch schaurige Stimmung, was den Inhalt wiederspiegelt.
Es passt also ganz gut zum Inhalt.
Der Titel passt insofern auch, da der Begriff Requiem die heilige Totenmesse bzw. die Komposition dafür beschreibt. Es ist also quasi das Lied der Toten in Berlin, um die es hier geht.

Meine Meinung:

Ich glaube, die nächsten Bücher, die ich lese, sind fröhliche, bunte Kinderbücher... o.o
Denn auch wenn ich normalerweise Thriller liebe, bin ich jetzt so ziemlich aus der Bahn geworfen. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte, die Huth erzählt, gar nicht einmal so realitätsfremd ist... Aber von Anfang an:
Es fängt an mit einem Prolog, in dem zwei kleine Jungs ein Spiel spielen, gefolgt von einem Wikipedia-Eintrag über den Tod. Man weiß zwar nach kurzer Zeit schon, was es mit dem Wikipedia-Eintrag auf sich hat, aber über die Bedeutung der Jungs wird man erst nach ca. 250 Seiten, also schon fast am Ende, aufgeklärt. 
Und das ist eine Sache, die mir an dem Buch sehr gut gefallen hat: Man bekommt Tatsachen und Geschehen vorgeworfen, weiß aber nichts damit anzufangen. Da man ja logischerweise wissen will, was es damit auf sich hat, liest man weiter. Diese Taktik hat Huth oft benutzt, z.B., was mit Robert, Christian und Sarah in Warschau passiert ist, oder sogar die genaue Erklärung des "Lazarus-Virus".
Aber nicht nur deshalb klebt man am Buch. Es ist von vorne bis hinten spannend, wobei man allerspätestens auf den letzten 100 Seiten gar nicht mehr aufhören kann, da sich die Lage enorm zuspitzt. 
Zwar weiß man schon, wie und was passieren wird, aber irgendwie hat man doch keine Ahnung, wie es ausgeht. Und jetzt komme ich zu dem Punkt, weshalb Berlin Requiem meiner Meinung nach einfach nur genial ist:
Es zeigt sehr gut, wie einfach sich die Menschen manipulieren lassen, einfach nur dadurch, dass man ihnen das erzählt, was sie hören wollen. Olaf Sentheim ist in der Geschichte zuerst nur eine Person, die ein "Skandal-Buch" verfasst hat. Jedoch weil alle Angst vor der Krankheit haben, und jeder glaubt, es befalle nur Menschen mit Migrationshintergrund, werden sie schnell zu seinen Anhängern, da er das laut ausspricht, was sie alle denken, aber sich nicht trauen es zu sagen, nämlich, dass das "Türken-Gen" dafür verantwortlich sei. So wird er prompt zum Innensenator, obwohl er vorher ja noch verpönt war. 
Huth macht also deutlich, wie leicht die Menschen zu manipulieren sind, wenn sie sich vor etwas fürchten, wenn da nur jemand ist, der ausspricht, was alle denken. 
Außerdem zeigt das Buch, dass es nur einen einzigen, kleinen Tropfen - in dem Falle der Virus - benötigt, bis es das Fass zum Überlaufen bringt und wir wieder knapp 80 Jahre zurückversetzt werden.
Nur ist es heute nicht die hohe Arbeitslosigkeit, sondern auch die zunehmende Ausländerfeindlichkeit, die unter der Oberfläche brodelt. Sobald so etwas wie der "Lazarus-Virus" - also der letzte, kleine Tropfen - käme, ist auch in der Realität der nächste Krieg nicht weit. 
Das ist also das Erschreckende an Berlin Reqiuem: Die Tatsache, dass deutlich wird, wie nah Deutschland an einer Katastrophe ist. 
Abgerundet wird das Buch noch durch einen Schreibstil, der einen quasi durch das Buch fliegen lässt, und authentische Personen.

Fazit:

Eine Geschichte, die gar nicht mal so fern von der Realität ist und definitiv zum Nachdenken anregt.
Vielleicht gerade weil Berlin Requiem so realitsnah und deshalb auch so erschreckend ist - mal abgesehen von den Zombies - ist das Buch möglicherweise nichts für diejenigen, die eher zarter besaitet sind (oder für 14-jährige Mädchen, die sonst Thriller verschlingen, nach dem Buch aber zurück in eine Welt voller Einhörner und Regenbögen wollen). ;)
Weil es mir aber trotzdem gut gefallen hat, bekommt es 5/5 Lesehasen


Über den Autor:

(c) Ufuk Ucta
Peter Huth, geboren 1969 in Kleve/Niederrhein, arbeitete als Reporter in Köln und Berlin. Ab 2003 hielt er sich für längere Zeit in Marrakesch auf. Er schrieb mehrere Romane und Sachbücher, seit 2008 ist Huth Chefredakteur der BZ. Seine Leidenschaft für Musik lebt er als Teilhaber des Progressive-Rock-Labels Giant Electric Pea sowie als Tourmanager für die irische Band IQ aus. Huth lebt mit Ehefrau, Tochter und Hund in Berlin.


Buchtrailer:




Vielen Dank an

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥


GLG ;***

2 Kommentare:

  1. Hey! Ich habe das Buch auch gerade erst gelesen, hammer Geschichte, oder? :D Deine Rezension gefällt mir, Du reflektierst das alles sehr gut! Gerade bei deinem jungen Alter, wenn ich das so sagen darf, finde ich das echt klasse! Und da mir dein Blog-Design obendrauf auch noch gefällt, bin ich gleich mal neue Leserin geworden! :)

    Liebe Grüße, WortGestalt

    AntwortenLöschen
  2. Hey :)
    Ja, finde ich auch. Wenn ich jetzt noch daran denke, bin ich immer noch total geflasht! :D
    Haha, danke! :D
    LG zurück

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