Freitag, 18. März 2022

Spektakuläres Worldbuilding und der Grundstein einer vielversprechenden High-Fantasy-Reihe – Rezension zu „Die letzte Generation (Askeria 1)“ von Juliet May

Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Die letzte Generation
Reihe: Askeria
1 Die letzte Generation; 2 Hüter des Seelenfeuers; 3 Stadt der Fragmente
Kurzgeschichtenband (zu 1): Funkenschlag
Autorin: Juliet May
Genre: High Fantasy
Verlag: selfpublished
Preis: € 14,99 Taschenbuch; € 7, 99 ebook
Erschienen am: 13.09.2019
Seitenzahl: 552

 
Leseempfehlung? Definitiv!!!!! Vor allem, wenn ihr High Fantasy liebt, euch vom grandiosen Worldbuilding verzaubern lassen wollt und gerne miträtselt. ♥
 
 

"Mit dem Brandmal einer verstoßenen Rasse gezeichnet, führt die 14-jährige Piara ein vorsichtiges Leben: Sie soll stets wachsam sein, nicht weiter als ins umliegende Gebirge gehen und niemandem verraten, warum sie ständig diese ungewöhnliche Frisur trägt. Rigoras hingegen ist ein Freigeist, der Regeln nur zu gerne umgeht. Als Sohn des obersten Clanführers seiner Heimat liegt ihm die Welt zu Füßen. Dennoch teilen die beiden ein gemeinsames Schicksal, ohne einander überhaupt zu kennen: Um sie herum häufen sich Widersprüche und seltsame Geschehnisse. Ihre Familien zerbrechen, Wissen verschwindet, einzelne Landesteile verderben; und niemand sagt ihnen die Wahrheit. Selbst Piaras Brüder schweigen über ihre Beweggründe, als einer der beiden überstürzt mit ihr die Provinz verlässt.
Mitaeria wird auch der goldene Kontinent genannt, doch Piara entdeckt bei ihrer Suche nach Antworten nichts als dunkle Abgründe. Denn in dieser friedlichen Welt wird nicht jeder geduldet. Diejenigen, die kritisch hinter den Schleier des Wohlstands blicken, werden gerichtet; schließlich zweifeln nur Ketzer an der endlosen Güte Corasils. Die Vergangenheit ihrer Familie offenbart Piara die Kehrseite der Gesellschaft. Und je tiefer sie gräbt, desto deutlicher zeichnet sich ab, wovor sie ihr Leben lang behütet wurde; wenn auch vergeblich."

"1990 in Wien geboren, aufgewachsen zwischen Videospielen, lauter Musik mit bösen Texten und Büchern verlor ich mich nur zu gerne in phantastischen Geschichten und fremden Welten. Es galt, Prinzessinen zu retten, die allerbeste Trainerin zu sein und auch den letzten Boss noch glorreich zur Strecke zu bringen. Während andere Party machten, vergrub ich mich in Romanen und Serien über alles, was die Fantasie eines jungen Menschen eben so beflügelt. Geschrieben und gelesen habe ich schon, seit ich mich erinnern kann. Über Jahre hinweg schuf ich in meinem Kopf eigene Geschichten, schrieb sie vereinzelt nieder und vernichtete doch wieder alles, was ich zu Papier brachte. Doch wenn etwas schon eine solch feste Vorstellung angenommen hat, dass man beinahe täglich an seiner Welt und den Figuren bastelt, lohnt es sich womöglich, endlich genauer hinzusehen. Sich zu trauen, etwas in Worte zu verpacken und diese dann vielleicht sogar von anderen lesen zu lassen. Nur vielleicht, denn so gut wie andere ist man als Perfektionistin ja bekanntlich nie 😉

Meine Liebe zu Literatur und Sprache ließ mich Germanistik studieren, mein kritischer Blick auf die Menschheit Psychologie. Wissenschaftliches Schreiben habe ich immer mit Bravour gemeistert. Querdenkend und mit einem hohen Anspruch an mich selbst, fokussiere ich mich in meinen Geschichten daher intensiv auf das Innenleben meiner Charaktere.

Gemeinsam mit meinem Mann und meinen (überhaupt nicht verwöhnten) Katzen wohne und arbeite ich in Wien, würde jedoch nur zu gerne nach Norwegen auswandern 😉 Maybe in another life!"

"Sand, Rauch und der Geruch von verbranntem Lehm und Fleisch lagen in der Luft."


Also erstmal: das Buch ist verdammt schwer. xD
Das hat jetzt vielleicht nicht unbedingt was mit der Aufmachung zu tun, aber ich wollte es einmal gesagt haben haha.
Das Cover gefällt mir sehr. Man sieht im Zentrum einen Schmetterling aus einer Art Draht (?) vor einem alten Ziffernblatt, um den Titel herum und unten sind Zahnräder zu sehen. Die einzelnen Elemente harmonieren wunderbar miteinander und auch die farbliche Gestaltung passt gut dazu. Welche Bedeutung das Ganze hat, erfährt man erst relativ spät in der Handlung, und da auch nur ansatzweise, aber ziemlich früh merkt man schon, dass der Schmetterling ein wichtiges Leitmotiv in der Reihe sein wird.
Ähnliches gilt für den Titel. Ohne die Geschichte gelesen zu haben, weiß man nicht, was es mit „Askeria“ oder der „letzten Generation“ auf sich hat, aber ab einem gewissen Punkt beginnt es, Form anzunehmen.
Im Buch befindet sich eine detailreiche Karte, die man sich über einen QR-Code auch auf dem Handy in farbig ansehen kann.

W o w.
Vorab: ich werde in dieser Rezension sehr viel schwärmen, aber ich weiß jetzt schon, dass meine Worte dem nicht ansatzweise gerecht werden, also schon mal so viel: Lest. Dieses. Buch.

Anfangs ist es vielleicht noch etwas kompliziert, das muss ich zugeben. Ich würde mich zwar schon als „geübte“ High-Fantasy-Leserin beschreiben, aber trotzdem merkt man schon auf den ersten paar Seiten, dass „Askeria“ auf eine andere Art komplex ist. Man muss beim Lesen gerade anfangs viel nachdenken, um mitkommen zu können, und auch im Laufe der Handlung wird das Buch nicht zu einem Buch für „nebenbei“ – aber: Gerade das macht so viel Spaß!

Vor allem zu Beginn nimmt sich die Autorin sehr viel Zeit fürs Worldbuilding, und ich kann nur sagen, dass sich das gelohnt hat. Ich habe selten ein Buch gesehen, in dem sich dem Weltenbau mit so viel Liebe zum Detail gewidmet wurde. Juliet May hat hier an wirklich alles gedacht: Ihre Figuren haben eine eigene Umgangssprache, der Planet eine völlig eigene Umlaufbahn in einem neuen Sonnensystem mit zwei Sonnen und mehreren Monden, jede Provinz in Mitaeria ist anders, aber alle gleich liebevoll beschrieben – ich könnte mit dieser Auflistung ewig so weitermachen!

Auch wenn ich auf den ersten ca. 200 Seiten nicht viel verstanden habe, war ich wegen dieses Worldbuildings trotzdem von der ersten Seite an gefesselt. Man merkt auf Anhieb, dass sich die Autorin über ihre Welt viele Gedanken gemacht hat und dass alles miteinander verknüpft ist und irgendwann irgendwo hinführen wird. Zwar muss man erstmal in diese neue Welt reinfinden, aber man ist schlicht deshalb gefesselt, weil man unbedingt mehr von ihr kennenlernen möchte. Es ist ein bisschen so, als hätte die Autorin mit „Askeria“ ein Tor zu einer anderen Welt geöffnet.
Es ist der Wahnsinn, anders kann ich es nicht sagen.


„Den Frieden wiederzufinden ist um ein so Vielfaches schwerer, als einen Krieg zu beginnen – einen Krieg, der auf Unterschiedlichkeiten basiert, in einer Welt, in der nur noch bewertet, verurteilt und Macht angestrebt wird.“ (S. 315)


In Bezug auf die Handlung braucht „Die letzte Generation“, wie gesagt, eine ganze Weile, bis etwas Fahrt aufkommt – in der ersten Hälfte widmet die Autorin sich schwerpunktmäßig dem Worldbuilding, während sie erst in der zweiten Hälfte den Plot vorantreibt –, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Dadurch, dass man so lange im Unklaren ist und man mit immer mehr Informationen konfrontiert wird, die man noch nicht so ganz einordnen kann, rätselt man selbst mit und stellt ständig eigene neue Theorien auf und verwirft alte wieder. Auch wenn also zunächst nicht so viel passiert, steigt dadurch natürlich die Spannung.
Im letzten Drittel wird dann Vieles zusammengeführt und aufgeklärt, es geht einem sprichwörtlich ein Licht auf, aber man muss feststellen, dass man mit den Theorien weit danebengelegen hat. Erst da wird einem bewusst, wie komplex „Askeria“ tatsächlich ist und wie weit die Autorin im Voraus geplant haben muss.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich von Piara und Rigoras, aber es gibt auch einige Kapitel aus anderen Perspektiven, die man erst nach und nach zuordnen kann. Das steigert einerseits natürlich die Verworrenheit der Handlung, da man sich gerade anfangs nicht immer hundertprozentig sicher ist, ob alles zur selben Zeit spielt (irgendwann blickt man da aber durch :D), andererseits trägt auch das natürlich wesentlich dazu bei, dass man nicht anders kann als mitzurätseln.

Piara selbst ist eine wunderbare Protagonistin! Sie ist mit anfangs 14 (im Laufe der Handlung wird sie 15) noch sehr jung, aber man kann sich auch als Erwachsener sehr gut in sie hineinversetzen. Sie ist für ihr Alter sehr reif, trifft wohlüberlegte Entscheidungen und ist auch intellektuell sehr weit. Nichtsdestotrotz handelt sie ihrem Alter entsprechend auch mal impulsiv und ist manchmal etwas naiv. Das macht sie nur noch sympathischer und greifbarer!
Rigoras ist ein tolles Gegenstück zu ihr: Er ist zwar fünf Jahre älter als sie, verhält sich oft aber um einiges kindischer oder verspielter, was auf die unterschiedlichen Ausgangssituationen der beiden zurückzuführen ist. Durch seine zappelige, freche Art schafft auch er es aber, sich schnell ins Leserherz zu schleichen, und man begleitet die beiden auf ihrer Reise sehr gerne.

Besonders positiv sind mir im Übrigen die zwischenmenschlichen Beziehungen hier aufgefallen, insbesondere das Verhältnis von Piara und ihren Brüdern. Die Art, wie sie miteinander umgehen und aufeinander aufpassend ist wirklich herzerwärmend, gleichzeitig sorgen die harmlosen Zankereien der Drei untereinander dafür, dass man zwischendurch auch mal lachen kann.

Einzig hinter der Beziehung zwischen Piara und Rigoras kann ich nicht stehen. Ich habe durchweg gehofft, dass Piaras Schwärmerei für Rigoras eben nur das ist: eine Schwärmerei eines Kindes für einen Freund ihrer älteren Brüder – denn so sehe ich die Beziehung zwischen den beiden. Zwar haben Piara und Rigo durchaus unheimlich viel Chemie, sodass alle Szenen mit ihnen sehr viel Spaß machen und man traurig wird, wenn sich ihre Wege trennen müssen. Aber all das ginge in meinen Augen auch, wenn ihre Beziehung rein freundschaftlicher Natur wäre und nicht romantisch wird. Angesichts des großen Altersunterschiedes zwischen ihnen hätte ich das sogar viel besser gefunden: Mit ihren 14 bzw. 15 Jahren ist Piara eben noch ein Kind, während Rigoras mit fast 20 erwachsen ist – trotz aller geistiger Reife seitens Piara (und Unreife seitens Rigoras xD) bedeutet das für mich ein zu starkes Machtgefälle, dass ich nicht gutheißen kann.

Nach Rücksprache mit der Autorin kann ich gut nachvollziehen, weshalb sie sich dafür entschieden hat, aber mir ist dieser Punkt beim Lesen nicht nur dauerhaft stark negativ aufgefallen, er hat letztlich auch dafür gesorgt, dass ich in meiner Bewertung einen ganzen Punkt abziehen muss. Ohne diesen Aspekt hätte der Auftakt von „Askeria“ leicht ein Highlight werden können, so ist er mit diesem negativen Gefühl hinsichtlich Piaras und Rigos Beziehung belastet.


Das Worldbuilding ist unvergleichlich, die Liebe der Autorin zum Detail spürt man auf jeder Seite, und auch wenn man anfangs noch nicht viel versteht, ist „Askeria“ ab dem ersten Aufschlagen des Buches ein atemberaubendes Leseerlebnis.
Hinzu kommt, dass man unentwegt am Rätseln ist und eigene Theorien aufstellt, nur um dann bei der Auflösung festzustellen, dass man bei Weitem nicht so ein Genie wie Juliet May ist – die Komplexität ihrer Geschichte lässt sich bereits am Anfang erahnen, aber erst am Ende bekommt man eine wirkliche Idee davon, wie sehr sie alles durchdacht haben muss.
Einzig störend fand ich den Altersunterschied zwischen Piara und Rigo: Sie wird im Laufe der Handlung 15, er ist fast 20. Nach Rücksprache mit der Autorin kann ich nachvollziehen, weshalb sie sich für die fast 5 Jahre zwischen den beiden entschieden hat. Trotzdem kann ich nicht hundertprozentig hinter der Liebesbeziehung zwischen Piara und Rigo stehen, auch wenn durchaus sehr viel Chemie da ist, weil sie in meinen Augen eben trotz aller geistiger Reife noch ein Kind und er schon (so gut wie) erwachsen ist. Das ist letztlich der einzige Grund dafür, weshalb „Die letzte Generation“ einen Punkt weniger von mir bekommt und kein Highlight geworden ist.
Auf die Fortsetzung bin ich nämlich super gespannt und ich bin ausgesprochen froh, dass sie hier schon bereit liegt!
4/5 Lesehasen.




Vielen lieben Dank an

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



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