Sonntag, 14. November 2021

Im Vergleich zum Vorgänger eine herbe Enttäuschung – Rezension zu „Der Zorn des Oktopus“ von Dirk Rossmann und Ralf Hoppe



Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Der Zorn des Oktopus
Reihe: Einzelband/ baut auf "Der neunte Arm des Oktopus" auf, aber ist unabhängig davon lesbar
Autoren: Dirk Rossmann, Ralf Hoppe
Genre: Thriller
Verlag: Bastei Lübbe
Preis: € 20,00 Hardcover; € 15,99 ebook
Erschienen am: 18.10.2021
Seitenzahl: 605

Leseempfehlung?  Eher nicht.
 
 

"In wessen Händen liegt unsere Zukunft?
Das Jahr 2029, die Klimakatastrophe ist da, und die Menschheit kämpft ums Überleben. Die Klima-Allianz, ein Bündnis der großen Machtblöcke, will Chaos und Hungerkriege verhindern. Ihr wichtigstes Instrument: ein Supercomputer.
Doch dann fällt dieser Quantencomputer in die Hände eines ebenso brillanten wie besessenen Verbrechers. Und plötzlich sind da nur noch zwei Menschen, die das Allerschlimmste verhindern müssen – Thomas Pierpaoli, ein kleiner Beamter, und Ariadna, eine temperamentvolle Millionärin. Gejagt und in Gefahr – und mit nur einem Ziel vor Augen: die Welt zu retten."

"Dirk Rossmann, geboren 1946, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er ist erfolgreicher Unternehmer und Schriftsteller, unter anderem Mitgründer der »Deutschen Stiftung Weltbevölkerung«. Bisherige Veröffentlichungen: »... dann bin ich auf den Baum geklettert!« (2018) und »Der neunte Arm des Oktopus« (2020). Seine Autobiografie wie auch der Thriller erreichten Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Dirk Rossmann setzt sich intensiv für den Klimaschutz ein. "

"Ralf Hoppe, geboren 1959 in Teheran, Iran, verbrachte seine Kindheit im Orient. Er studierte Kunst und Wirtschaft, wurde Journalist und arbeitete fast drei Jahrzehnte für die ZEIT und den SPIEGEL. Seine Reportagen, die ihn in zahlreiche Krisengebiete führten, wurden vielfach preisgekrönt (u. a. Henri-Nannen-Preis, Theodor-Wolff-Preis). Zwischendurch war er Drehbuchautor und schrieb an mehreren SPIEGEL-Büchern mit. Der Autor lebt im Osten von Hamburg."

"Nach den verheerenden Stürmen der Vergangenheit, durch die etwa die Hälfte der Farmer in Iowa, Kansas und Idaho in Insolvenz und Elend geraten sind, droht den Landwirten eine neue Gefahr: Heuschrecken ziehen in gigantischen Schwärmen durch den einst fruchtbaren Mittelwesten der USA."


Die Farbgebung zumindest gefällt mir super. Im Nachhinein verstehe ich jedoch weder den Zusammenhang zwischen Titel und Inhalt noch den zwischen diesem Band und „Der neunte Arm des Oktopus“ – es gibt nämlich keinen!
Zwar tauchen hier am Rande einige Oktopoden auf, aber plotrelevant sind sie nicht und zornig ebenso wenig, nicht einmal metaphorisch. Der Bezug zum Vorgänger ist ebenfalls unsinnig, aber dazu unten mehr.

Von „Der neunte Arm des Oktopus“ war ich absolut begeistert. Es hat mich vor allem deshalb so fasziniert, weil es das Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn sich Russland, China und die USA zur „Klima-Allianz“ zusammenschließen würden, sowie auch die Klimakrise an sich sowohl aus gesellschaftlicher, moralischer als auch aus rechtlicher Perspektive beleuchtet. Insbesondere auch der Bezug zu aktuellen Ereignissen und das Weiterspinnen aktueller Konflikte verleihen dem Buch etwas Schreckliches, das nicht nur fesselt, sondern vor allem ernsthaft zum Nachdenken anregt. Der trockene, sachliche Schreibstil des Autors betont diese Ernsthaftigkeit dabei noch und passt daher wunderbar zum Buch.

Aus diesen Gründen habe ich mich sehr auf „Der Zorn des Oktopus“ gefreut; ich hatte gehofft, dass hier auf ähnliche Weise andere Fragen aufgeworfen werden, die ebenso nachdenklich stimmen.
Mittlerweile bin ich jedoch der Überzeugung, dass der Autor es bei „Der neunte Arm des Oktopus“ hätte belassen sollen – damit ist die Sache nämlich auserzählt, wie dieses Buch wunderbar beweist.

All das oben Gesagte lässt sich auf „Der Zorn des Oktopus“ nicht übertragen. Das, was Band 1 so besonders macht - der Bezug zur Klimakrise und ihre Auswirkungen - geraten hier extrem in den Hintergrund bzw. werden nur noch als Aufhänger für einen Komplott genommen, der an vielen Stellen unnötig aufgebauscht wird und den man auch sehr gut auf rund 200-300 Seiten weniger hätte auflösen können. Stattdessen bedienen die Autoren sich viel zu vieler Informationen, die schlicht irrelevant sind und überdies neigen sie zu ständigen Wiederholungen.

Die Sachlichkeit und Nüchternheit, mit denen Rossmann im Vorgänger dafür gesorgt hat, dass man das große Ganze im Blick behält und über die aufgeworfenen Fragen nachdenken kann, führen hier dazu, dass man sich schnell langweilt.

Es geht nämlich hier, wie gesagt, gar nicht mehr wirklich um die Klimakrise, die Klimaallianz und die Probleme, die beides mit sich zieht. Beides ist noch da, beides wird erwähnt, aber beides könnte genauso gut einfach weggelassen werden. Im Fokus stehen eben der Komplott, der im Übrigen durch jeden x-beliebigen Komplott aus jedem x-beliebigen Actionfilm ersetzt werden könnte, und Thomas Pierpaoli, ein Beamter, der für sich schon sehr blass, eindimensional und schlicht langweilig ist, was durch den trockenen Schreibstil nur noch betont wird.

Auch Pierpaoli weist keine Besonderheiten auf, ist austauschbar wie jedes andere Element in dieser Geschichte, und ist kein Protagonist, mit dem man mitfiebert. Mir war er einfach egal, ebenso egal wie das, was mit dem Quantencomputer passiert, der ebenfalls durch jeden x-beliebigen Gegenstand von gewissem Wert ausgetauscht werden könnte, ohne dass sich inhaltlich etwas ändern würde.

Während „Der neunte Arm des Oktopus“ also sozialpolitische, ethische und rechtliche Fragen zu aktuellen Problemen aufwirft und ein wirklich interessantes Gedankenexperiment darstellt, wirkt „Der Zorn des Oktopus“ stattdessen wie ein oberflächlicher Actionthriller ohne viel Action, dafür mit Figuren und Handlungssträngen, die blass und austauschbar bleiben. Der Bezug zum Vorgänger bleibt fraglich, vielmehr wird der Eindruck erweckt, hier wollte jemand auf den Erfolgszug des ersten Buches aufspringen.

Dem Buch fehlt es in jeder Hinsicht an Tiefe. Figuren, Plot und Aufbau sind nichts Besonderes und finden sich so in jedem amerikanischen Actionfilm wieder, bloß ohne die Action und Spannung.
Der Bezug zu „Der neunte Arm des Oktopus“, der durch den Titel und einige Erwähnungen hergestellt wird, ist so eigentlich gar nicht gerechtfertigt, da weder die Klimaallianz noch die Klimakrise an sich wirklich relevant für den Inhalt sind; sie dienen lediglich als Aufhänger für den Komplott, aber der Konflikt selbst ist offenbar nach dem Vorgängerband bereits auserzählt. Beim Leser werden dadurch falsche Hoffnungen geweckt, und am Ende ist man enttäuscht.
2/5 Lesehasen.



Vielen lieben Dank an

(c) Bastei Lübbe

(c) #bloggerjury

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



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