Sonntag, 14. November 2021

Eintönig und viel unnötiges Hin und Her – Rezension zu „Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden“ von Ry Herman



Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden
Reihe: Einzelband
Autor: Ry Herman
Genre: Urban Fantasy
Verlag: Heyne
Preis: € 15,00 Taschenbuch; € 11,99 ebook
Erschienen am: 11.10.2021
Seitenzahl: 464

Leseempfehlung? Eher nicht so.
 
 

"Zwei Jahre nach einer schrecklichen Trennung verkriecht sich die hübsche Lektorin Chloë immer noch jeden Abend zu Hause mit ihrer Katze auf dem Sofa. Bis sie von ihrer ebenso charmanten wie aufdringlichen Tante zum Ausgehen gezwungen wird. Als sich Chloë nun mutterseelenallein in einem Club wiederfindet, passiert das, woran sie selbst schon nicht mehr geglaubt hat: Sie begegnet Angela, einer wunderschönen, klugen jungen Frau. Angela verliebt sich in Chloë, und Chloë verliebt sich in Angela – es könnte also alles ganz einfach sein. Nur, dass Angela ein kleines Problem mit Tageslicht hat. Und mit Kruzifixen. Und mit Knoblauch ..."

"Ry Herman wurde in den USA geboren, lebt aber inzwischen in Schottland. Er arbeitete unter anderem als Lektor und als Bühnentechniker am Theater. Inzwischen führt er Regie und hat mehrere eigene Stücke verfasst. »Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden« ist sein erster Roman."

"In Angelas erster Nacht als Leiche regnet es."


Das Cover ist ein absoluter Hingucker! Mir gefällt vor allem die pastellige Farbgebung und das Verspielte super; sowohl die kleinen Särge wie auch der Titel selbst sind außerdem ein Hinweis darauf, dass einen hier ein Vampirroman erwartet.
Was für mich allerdings unverständlich ist, ist der stolze Preis: Das Buch ist „nur“ ein etwas größeres Taschenbuch, es weist keine Besonderheiten wie eine übermäßig schöne Innengestaltung oÄ. auf, die die 15 € rechtfertigen könnten. Im Laden würde ich alleine deshalb das Buch nicht mitnehmen.

Ich habe mich auf das Buch gefreut, da sowohl Titel als auch Klappentext auf eine leichte, humorvolle sapphic love story hindeuten – es gibt immer noch viel zu wenige queere Bücher auf dem deutschen Markt, insbesondere wlw-Geschichten! Das alles waren also die ausschlaggebenden Gründe dafür, weshalb ich das Buch letztlich lesen wollte, obwohl Vampire jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingswesen zählen.
Sapphisch ist das Buch zwar, und zumindest anfangs ist es auch ein bisschen humorvoll, aber leichte, schöne Lesestunden hatte ich damit trotzdem nicht.

Der Anfang ist noch ähnlich vielversprechend wie der Klappentext. Die Geschichte fängt mit einem Rückblick an, der einen direkt dazu veranlasst, Theorien darüber, was passiert sein könnte und wie es zur Gegenwart gekommen ist, aufzustellen. Sowas mag ich sehr gerne (vor allem dann, wenn auch kenntlich gemacht wird, dass es sich um eine Rückblende handelt. Sonst bin ich verwirrt.).
Außerdem konnten mich sowohl Angela als auch Chloe auf den ersten rund 100-150 Seiten noch super unterhalten: Beide haben zu Beginn noch einen trockenen, sarkastischen Humor, der mich gut mitnehmen konnte.

Dann lässt das jedoch schlagartig nach. Irgendwann fällt einem auf, dass schon länger keine amüsante Unterhaltung mehr stattgefunden hat, man wartet auf den nächsten humorigen Satz, wird mit dessen Ausbleiben aber bis zum Ende enttäuscht.
Das fällt vor allem deshalb negativ auf, weil das Buch sonst nichts hat, mit dem es punkten kann. Insbesondere ab dem Zeitpunkt, als Angela und Chloe aufeinandertreffen, passiert nichts Neues mehr. Stattdessen gehen beide Protagonistinnen bloß zwei Schritte vorwärts und dann gleich wieder drei zurück, sie drehen sich nur noch im Kreis, ohne wirklich einander und sich selbst mit ihren Problemen zu konfrontieren.

Sie reden nicht miteinander, handeln irrational, statt das Offensichtliche zu tun, was alle Probleme lösen würde, und verursachen dadurch unnötiges Drama, das nur noch mehr unnötiges Drama mit sich zieht und dem Leser den letzten Nerv raubt.

Das wiederum sorgt dafür, dass ich auch ihre Beziehung an sich nicht wirklich nachfühlen konnte. Sie ist einfach von jetzt auf gleich da, ohne dass sie überhaupt erstmal entsteht, und eine Weiterentwicklung ist (natürlich) schon mal gar nicht zu sehen. Warum haben die beiden sich jetzt ineinander verliebt? Warum wollen sie zusammenbleiben? Das ist mir nicht klargeworden. Ihrer Beziehung fehlt es also an Tiefe, aber das ist wenig überraschend, wenn die beiden Protagonistinnen selbst auch nicht wirklich durch Mehrdimensionalität glänzen.

Wie ihre Beziehung zueinander sind sowohl Angela als auch Chloe als Hauptfiguren einfach „da“. Ich kann im Nachhinein nichts benennen, was sie in irgendeiner Weise besonders macht, weshalb man unbedingt mit ihnen mitfiebern müsste – da ist nichts! Zwar haben sie beide durchaus Schlimmes durchleben müssen und mit Dämonen zu kämpfen, aber wirklich nachvollziehen kann man das als Leser nicht. Angela und Chloe bleiben stattdessen eindimensional und farblos und man könnte sie beliebig durch andere Figuren ersetzen.



Gleiches lässt sich im Übrigen auch auf das Vampirthema übertragen. Der Vampirismus ist in diesem Buch nicht besonders ausgeprägt; es wird mit Klischees gespielt, was an sich nicht unbedingt schlecht ist, vor allem nicht in einem humoristisch angelegten Buch. Aber mehr als darauf eingegangen wird hier nicht; der Autor geht nicht in die Tiefe, trägt nichts Eigenes dazu bei. Hinzu kommt, dass der Vampirismus eigentlich auch gar nicht wirklich plotrelevant ist – genauso gut könnte man das Vampirthema einfach aus dem Buch streichen, und zurück bleibt die gleiche Geschichte.


Titel und Klappentext versprechen eine humorvolle, leichte sapphic love story, die man leider nur ganz oberflächlich bekommt. Der Humor ist da – anfangs jedenfalls, dann verschwindet er einfach irgendwann und kommt nicht mehr wieder. Sowohl die Protagonistinnen als auch die Geschichte an sich, insbesondere die Liebesbeziehung und der Vampirismus bleiben sehr oberflächlich und farblos. Es gibt eigentlich nichts, was dieses Buch besonders macht oder dafür sorgt, dass es einem im Gedächtnis bleibt – außer diese eine Situation, in der Angela absolut unsinnig handelt und unnötiges Drama verursacht. Wenn die beiden nur miteinander kommunizieren würden!!!
Es ist nicht anstrengend zu lesen, aber wirklich viel Spaß macht es aber auch nicht.
2/5 Lesehasen. 
 

 


Vielen lieben Dank an

(c) Bloggerportal

(c) Heyne

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



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