Samstag, 28. Mai 2022

Bleibt minimal hinter dem Auftakt zurück – Rezension zu „Hüter des Seelenfeuers (Askeria 2)“ von Juliet May

Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Hüter des Seelenfeuers
Reihe: Askeria
* Achtung, Spoilergefahr! *
Dies ist bereits der zweite Band der Reihe, ihr könntet also zum Auftakt gespoilert werden!
1 Die letzte Generation; 2 Hüter des Seelenfeuers; 3 Stadt der Fragmente; 4 ???
Kurzgeschichtenband (zu 1): Funkenschlag 
Autorin: Juliet May
Genre: High Fantasy
Verlag: selfpublished
Preis: € 15,99 Taschenbuch; € 7,99 ebook
Erschienen am: 10.07.2020
Seitenzahl: 588

Leseempfehlung? Wenn ihr Band 1 mochtet und komplexe Geschichten mögt, bei denen ihr miträtseln könnt, dann ja!
 
 

"Nach Soutas Geständnis ist für Piara nichts mehr wie zuvor. Entschlossen, das Schicksal zu wenden, unterstützt sie ihn und seine Freundin Lia bei einem waghalsigen Plan; ein Funken Hoffnung, der den beiden Geschwistern nach ihren Differenzen wieder ein gemeinsames Ziel vor Augen führt:
Das Seelenfeuer, welches Menschen und Ceri gleichermaßen innewohnt, gewährt zwei Vertrauten die Chance, sich auf ewig zu binden. Körper und Geist legen ihre Barrieren voreinander nieder und schnüren ein Band, das selbst den Tod überwindet. Den immensen Preis, den dieser Segen fordert, nimmt Souta bereitwillig in Kauf.

Durch Rigoras‘ Verschwinden und die Festnahme seines Vaters zeichnen sich ernste Konflikte im sonst so idyllischen Fayon ab. Und auch Lycenar wartet nicht länger in den Schatten darauf, dass das Blatt sich zu seinen Gunsten wendet. Stattdessen stößt er Piara in die offenen Arme der blutigen Sünde, die sie ihr ganzes Leben lang erwartet hat. Auf welch ungleichen Kampf sie und Souta sich eingelassen haben, zeigt sich ihnen jedoch erst, als sie ihrem Bruder wieder gegenüberstehen."

"1990 in Wien geboren, aufgewachsen zwischen Videospielen, lauter Musik mit bösen Texten und Büchern verlor ich mich nur zu gerne in phantastischen Geschichten und fremden Welten. Es galt, Prinzessinen zu retten, die allerbeste Trainerin zu sein und auch den letzten Boss noch glorreich zur Strecke zu bringen. Während andere Party machten, vergrub ich mich in Romanen und Serien über alles, was die Fantasie eines jungen Menschen eben so beflügelt. Geschrieben und gelesen habe ich schon, seit ich mich erinnern kann. Über Jahre hinweg schuf ich in meinem Kopf eigene Geschichten, schrieb sie vereinzelt nieder und vernichtete doch wieder alles, was ich zu Papier brachte. Doch wenn etwas schon eine solch feste Vorstellung angenommen hat, dass man beinahe täglich an seiner Welt und den Figuren bastelt, lohnt es sich womöglich, endlich genauer hinzusehen. Sich zu trauen, etwas in Worte zu verpacken und diese dann vielleicht sogar von anderen lesen zu lassen. Nur vielleicht, denn so gut wie andere ist man als Perfektionistin ja bekanntlich nie 😉

Meine Liebe zu Literatur und Sprache ließ mich Germanistik studieren, mein kritischer Blick auf die Menschheit Psychologie. Wissenschaftliches Schreiben habe ich immer mit Bravour gemeistert. Querdenkend und mit einem hohen Anspruch an mich selbst, fokussiere ich mich in meinen Geschichten daher intensiv auf das Innenleben meiner Charaktere.

Gemeinsam mit meinem Mann und meinen (überhaupt nicht verwöhnten) Katzen wohne und arbeite ich in Wien, würde jedoch nur zu gerne nach Norwegen auswandern 😉 Maybe in another life!"

"Meist kümmert uns gar nicht, was andere über uns zu sagen haben; zumindest so
lange, bis sie hinter vorgehaltener Hand zu flüstern beginnen."


Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ kann ich die Aufmachung hier wieder nur loben. Auf den ersten Blick scheinen 15,99 € (bzw. 2 € mehr, wenn man nicht direkt von der Autorin, sondern über einen Händler kauft) für ein Taschenbuch nicht wenig. Allerdings ist das Papier sehr dick, der Einband ist fest und auch innen kann die Buchgestaltung mit vielen schönen Details überzeugen. So finden sich wie im Auftakt statt Kapitelüberschriften kleine Bildchen, die jeweils für eine Figur stehen, und am Anfang des Buches kann man jeweils eine detaillierte Karte von Mitaeria und Malluma bewundern, die man über einen QR-Code mit dem Handy auch in Farbe abrufen kann.
In meiner Rezension zu Band 1 habe ich besonders gelobt, wie sehr die Autorin auf Details bedacht ist und an alles Mögliche gedacht hat, und genau das spiegelt sich auch in der Aufmachung wider.

Darüber hinaus ist auch das Cover wieder wunderschön. Wie auch schon bei dem Cover von „Die letzte Generation“ steht der Schmetterling im Fokus, der, wie wir jetzt wissen, für den Geheimbund Askeria steht. Auch hier findet man bei näherem Betrachten des Covers einige Zahnräder, allerdings stehen sie hier nicht im Fokus. Stattdessen wirkt der Schmetterling, als sei er aus einem flirrenden Energienetz, was dem Cover zum einen ein dynamisches, atmosphärisches Aussehen gibt, zum anderen auch einen sehr starken Bezug zum Inhalt hat, der einem jedoch erst hinterher wirklich bewusst wird. Das liebe ich!

Abgerundet wird das Cover nur noch von der dunkelblauen Grundfarbe, die mit ihren hellblauen Sprengseln an einen Nachthimmel erinnert, was ich nicht nur in ästhetischer Hinsicht wunderschön finde, sondern mich vor allem auch an die Farbstimmung von Malluma erinnert, und von dem lilafarbenen Feuer am unteren Bildrand, das offensichtlich für das Seelenfeuer, auf dem auch im Titel bezuggenommen wird, stehen soll. Aufgrund dieser nahezu perfekten Aufmachung sind knapp 16 € also mehr als gerechtfertigt!

Während ich hinsichtlich des Covers also eindeutig die Fortsetzung bevorzuge, hat mir inhaltlich doch der Auftakt ein wenig mehr gefallen, wobei das hauptsächlich am Mittelteil liegt.

Dadurch, dass „Hüter des Seelenfeuers“ genau an der Stelle einsetzt, wo „Die letzte Generation“ endet, ist man zunächst wieder sofort in der Handlung drin. Zugegebenermaßen hatte ich nichtsdestotrotz minimalste (!) Schwierigkeiten beim Einstieg, obwohl bei mir zwischen Band 1 und 2 nur ein knapper Monat lag. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich noch größere Schwierigkeiten gehabt hätte, wenn ich Band 1 direkt zum Erscheinungstermin gelesen hätte und dann ein ganzes Jahr auf die Fortsetzung hätte warten müssen.

Das liegt aber ganz einfach daran, wie unfassbar komplex diese Reihe ist und wie viel bereits im Auftakt passiert ist. Da gerade diese inhaltliche Dichte, bei der man beim Lesen auch viel mitdenken muss, genau das ist, was „Askeria“ ausmacht, kann man daran jedoch, denke ich, nicht wirklich etwas ändern, und das muss man für mein Empfinden auch gar nicht. Natürlich wird die Reihe, wie ich das auch schon in meiner Rezension zum Auftakt mehrfach erwähnt hatte, dadurch definitiv nichts für High Fantasy-Einsteiger, und ein „Buch für zwischendurch“ ist „Askeria“ auch nichts. Das müsst ihr definitiv bedenken, wenn ihr überlegt, mit der Reihe zu starten!

Aber durch die oben bereits erwähnte Detailverliebtheit der Autorin hat man trotz anfänglicher Einstiegsschwierigkeiten den Anschluss sehr schnell wiedergefunden, da sie durch subtil eingestreute Hinweise auf die vergangene Handlung dem Leser bei der Erinnerung hilft.

Hat man diese (wirklich kleine!) Schwelle also überwunden, geht es direkt spannend weiter, was sich vor allem darin äußert, dass man fast schon übergangslos mit neuen Informationen versorgt wird. Man hat also gerade mal vielleicht 50 bis 100 Seiten gelesen und ist schon wieder voll am Miträtseln, denn gerade die Rückblenden aus Soutas und Lias Sicht geben neue Hinweise auf. Deshalb, und weil man dabei Mallluma endlich kennenlernt (dazu später noch mehr), haben mir diese Kapitel am besten gefallen!

Man saugt jede noch so kleine Information auf, sammelt sie, stellt eigene Theorien auf, rätselt darüber, wohin die Reise noch führen könnte und was andere Hinweise wohl bedeuten könnten, nur um dann am Ende erneut festzustellen, dass man gegen das Genie der Autorin sowieso keine Chance hat. Ich schaffe es ohne Erinnerungen und To-Do-Listen kaum, daran zu denken, meinen eigenen Kopf mitzunehmen, wenn ich das Haus verlasse, insofern bin ich jedes Mal sprachlos, wenn ich daran denke, wie ungeheuer komplex „Askeria“ ist. Ich wiederhole mich hier, aber das ist wirklich krass, Leute!

Im Übrigen ist das auch der Grund, weshalb ich mit jeweils gut einem Monat unverhältnismäßig lange für die beiden Bücher gebraucht habe. Es sind eben viele Informationen, die man aufnehmen und verarbeiten muss (oder will, in dem Fall, man will ja nichts verpassen! xD), was das Lesen anspruchsvoll macht und die volle Aufmerksamkeit erfordert. Noch einmal: Die Reihe ist daher nicht für jeden was, aber wer Spaß am Rätseln hat, kommt hier voll auf seine Kosten!

All dies schafft die Autorin quasi nebenbei, während sie den Weltenaufbau und das Magiesystem erklärt, die Entwicklung der Figuren voranbringt und zwischendurch auch mal für Spannung sorgt. Einzig im Mittelteil stagniert hier die Handlung etwas. Das mag aber auch gut nur mein subjektives Empfinden sein, ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass ich das hier allein aus dem Grund so wahrgenommen habe, weil mich Piaras kurzzeitige anstrengende Sturheit gegenüber Souta in Bezug auf ihre Beziehung mit Rigoras sehr genervt hat. Das wiederum liegt womöglich einzig daran, dass ich in diesem Punkt mit Souta voll einer Meinung bin und ihr Verhalten nicht nachvollziehen bzw. gutheißen kann – das war ja im Prinzip mein Hauptkritikpunkt an Band 1. Dass sich dieser Konflikt dann in diesem Band kurzfristig fortsetzen würde, war mir daher von vornherein klar, das war ja schon im Auftakt angelegt. Deshalb hat dieser Aspekt hier zwar letztlich dafür gesorgt, dass „Hüter des Seelenfeuers“ mich im Mittelteil nicht ganz catchen konnte, was wiederum der Grund für meinen Punktabzug am Ende ist, aber im Ganzen ändert das trotz allem nichts an der Genialität der Reihe.

Wenn überhaupt, dann spricht die Tatsache, dass mich der ganze Konflikt rund um Piara, Rigoras und Souta so stark mitnehmen konnte, für beachtliches Characterbuilding! Eine Figur muss es erstmal schaffen, dass ich vergesse, dass sie fiktiv ist, und beim Lesen anfange mit ihr zu argumentieren. :D

Sobald Piara und Souta sich ausgesprochen haben, war ich im Übrigen nicht mehr genervt und die Handlung hat sich auch nicht mehr gezogen (was weiterhin dafür spricht, dass ich nur aufgrund des Konfliktes so empfunden habe). Stattdessen kann man sich wie auch zu Beginn wieder über die vielen (versteckten und offenkundigen) Rätsel freuen, und vor allem das Worldbuilding bestaunen!
Wie oben bereits angeschnitten, lernt man hier endlich den anderen Kontinent Malluma kennen. Wie auch Mitaeria hat er einzigartige Bewohner, die aber ihre ganz eigenen Gepflogenheiten, Sitten und Gesellschaftsstrukturen haben und die man zusammen mit Souta kennenlernt. Dabei sind mir die vielen Gegensätze zwischen den beiden Kontinenten, die sich nicht nur darin äußern, dass es auf Mitaeria fast dauerhaft Tag ist, während Malluma nahezu durchgehend in der Dunkelheit liegt, beim Lesen besonders positiv aufgefallen. Auch hier findet sich die Detailverliebtheit der Autorin also wieder, was einem aber nur beim besonders aufmerksamen Lesen auffällt! Man kann den Weltenbau wieder nur in den höchsten Tönen loben.

„Hüter des Seelenfeuers“ endet zuletzt mit einem unerhört fiesen Cliffhanger, und ich bin überfroh, dass Band 3 bereits erhältlich ist und ich nicht ein ganzes Jahr darauf warten muss.

Dieser Band konnte mich nicht ganz so sehr von sich überzeugen wie sein Vorgänger, was hauptsächlich daran lag, dass Piara zwischendurch sehr anstrengend war und sich der Mittelteil etwas gezogen hat.
Aber das hat sich irgendwann wieder gelegt, und ab dann glänzt „Askeria“ wie gewohnt insbesondere mit hervorragendem Worldbuilding und einer Undurchsichtigkeit, die die Geschichte zwar sehr komplex macht, aber die vor allem dafür sorgt, dass man gar nicht anders kann, als eigene Theorien aufzustellen und mitzurätseln! Man entdeckt immer wieder Neues und ist stets überrascht davon, wie dicht verwoben alles ist und wie gut die Autorin ihr Werk durchdacht hat.
Das ist die größte Stärke der Reihe, die mit Leichtigkeit die Schwierigkeiten des Mittelteils überschattet, und zusammen mit dem Cliffhanger dafür sorgt, dass Band 3 auf der Wunschliste weit nach oben wandert.
3,5/5 Lesehasen, aber mit sehr starker Tendenz zu den 4 Punkten (man könnte also sagen 3,75/ 5 Lesehasen, wenn mein Bewertungssystem das zuließe).




Vielen lieben Dank an

Juliet May

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



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