Montag, 6. Juni 2022

Optisch ein Hingucker, inhaltlich sehr persönlich und emotional – Rezension zu „Zu Mensch. Skizzen und Blicke zurück auf Herbert Grönemeyers Album »Mensch«“ von Arezu Weitholz

Werbung/ Rezensionsexemplar

Titel: Zu Mensch. Skizzen und Blicke zurück auf Herbert Grönemeyers Album »Mensch«
Reihe: Einzelband
Autorin: Arezu Weitholz
Illustratorin: Katrin Funcke
Genre: Sachbuch
Preis: € 30,00 Hardcover; € 24,99 ebook
Erschienen am: 26.05.2022
Seitenzahl: 208

Leseempfehlung? Auf jeden Fall, egal, ob ihr einfach nur musikbegeistert oder Fan von Herbert seid (dann aber erst recht)!
 
 

"Wie entsteht Musik, wie ein Album? Und wie war das bei Herbert Grönemeyers Album »Mensch«? Davon erzählt Arezu Weitholz – vielstimmig und mit großer Wärme.

Woher kommen Melodien? Womit fängt alles an? »Alles beginnt mit dem Klang der Stimme von Freunden«, sagt Herbert Grönemeyer. 2000 nimmt er in London die Arbeit an seinem Album »Mensch« auf, das gleich nach Erscheinen auf Platz 1 landen und sich 96 Wochen in den Charts halten wird. Es ist bis heute das erfolgreichste Album eines Künstlers in Deutschland.
Arezu Weitholz hat den Entstehungsprozess dieses Albums als Textdramaturgin aus nächster Nähe verfolgt und begibt sich mit diesem Buch auf Spurensuche. Erinnerungen und Anekdoten, Zufälle und sonderbare Irrtümer, fröhliche Umstände und nachdenkliche Momente aus zahlreichen Interviews mit Herbert Grönemeyer, mit Weggefährten, Musikern und Freunden fügen sich zu einem hinreißenden Reigen. Welche Songtexte wurden verworfen? Wie war das im Studio und später bei den Konzerten? Und was hat es mit dem gigantischen Eisbären auf sich?
Ein Buch, das Einblick gewährt in den kreativen Prozess, das von einem besonderen Künstler in einer besonderen Lebenssituation erzählt und vom London der Nullerjahre, einer Stadt, in der es drummt und basst und groovt und mosht. Ein Buch, ein Lebensgefühl. Mit wunderschönen Illustrationen."

"Arezu Weitholz, Schriftstellerin, Journalistin und Illustratorin, kennt Herbert Grönemeyer seit ihrem ersten Interview, das sie mit ihm 1995 führte. Von 2000 bis 2004 lebte sie als Korrespondentin in London und begleitete als Textdramaturgin für die Songtexte von »Mensch« den Entstehungsprozess des Albums. Im Frühjahr 2022 erhielt sie den Hans-Fallada-Preis. Mehr unter www.arezu.net "

"Ein Junge sitzt in den Dünen und schaut aufs Meer."


Vorab: Normalerweise fließt die Aufmachung eines Buches ja nicht in meine Bewertung mit ein, weil sie im Regelfall vom Verlag stammt und nur wenig zum Inhalt beiträgt. Hier ist es allerdings so, dass „Zu Mensch“ von der Aufmachung wesentlich mitgetragen wird, daher wirkt sie sich ausnahmsweise auf meine Endbewertung aus.

Das ist aber auch gut so, denn das Buch ist ein richtiger Hingucker! Nicht nur, dass die Gestaltung an sich durch das große Format, den Kunststoffeinband und den bunten Druck (und natürlich das Lesebändchen) schon sehr hochwertig ist und alleine deshalb den Preis von 30 € bereits rechtfertigt.
Vor allem aber unterstützen und ergänzen die Illustrationen und Skizzen das Lesen, und sorgen dafür, dass man auch abseits vom Inhalt bereits viel Spaß daran hat, durch das Buch zu blättern!
So findet man hier bspw. viele kleinere Skizzen, die etwa Bühnenbilder wie den Eisbären oder Szenen darstellen, über die Weitholz erzählt, oder einfach nur kleine Doodles sind, die die Seite etwas auflockern.
Darüber hinaus findet man hier auch einige Abbildungen handgeschriebener Songtexte von Herbert Grönemeyer sowie viele größere Illustrationen, die eine ganze Seite oder eine Doppelseite einnehmen, oder die als Hintergrund für den Text dienen, und die die Stimmung der jeweiligen Situation einfangen und sie auf den Betrachter übertragen.

Die Aufmachung des Buches lädt dazu ein, es länger zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Auf diese Art und Weise unterstützt es den Text und erleichtert es der Autorin, beim Leser die Gefühle auszulösen, die sie transportieren möchte. Es lohnt sich also definitiv, 30 € für die Printausgabe auszugeben!

Aber auch unabhängig von den Illustrationen gelingt es Weitholz ganz wunderbar, die Emotionen einzufangen, die während der Entstehung des Albums „Mensch“ augenscheinlich vorherrschend waren.

„2021 sagt er: ‚Musik ist mein Zuhause. Sie ist mein Hochsicherheitstrakt, mein Geheimnis, das mich überallhin begleitet und das mir keiner nehmen kann. Wenn man Musik macht, wenn man schreibt, dann trägt man sich in eine Welt, auf die man sich verlassen kann. […].‘“ (S. 29)

Als Textdramaturgin war sie vor 20 Jahren dabei und kann daher aus erster Hand von den Schwierigkeiten und Durchbrüchen erzählen, denen sich Herbert und sein Team stellen mussten. Weitholz erhält dabei aber auch Unterstützung von Freunden, Bandmitgliedern, anderen Mitwirkenden und Herbert selbst, die sie mit Zitaten über das ganze Buch verteilt immer wieder zu Wort kommen lässt.

Dadurch fühlt es sich für den Leser an, als sei er selbst mit dabei gewesen; die Erinnerungen Weitholz‘ und aller anderen werden darüber fast schon zu eigenen Erinnerungen. Ich persönlich war bei Erscheinen des Albums 2002 mit drei Jahren zwar noch zu jung, um tatsächlich irgendetwas mitbekommen, geschweige denn eigene Erinnerungen zu haben, aber durch Weitholz´ sehr persönlichen Schreibstil, der zwischendurch fast schon an ein Tagebuch erinnert, verschiedene Anekdoten ihrerseits, von Herbert oder anderen, die Zitate, mit denen sich alle Beteiligten der Entstehung des Albums entsinnen, habe ich hin und wieder durchaus vergessen, dass ich nicht selbst dabei war und mich eigentlich gar nicht erinnern kann.

Sie schafft es also nicht nur, dass man der Erzählung super folgen kann und sich von den Emotionen, der Trauer, dem Spaß mitreißen lässt, und teilweise fast zu Tränen gerührt ist.
Sie schafft es auch, die Persönlichkeit und Verbundenheit, die sie mit Herbert und den Mitwirkenden teilt, zu transportieren, wodurch alle Beteiligten auch dem Leser vertraut und vor allem sehr nahbar und greifbar werden.

Dadurch wird das Buch zu etwas Besonderem. Man denkt beim Lesen gerne an die Musik von Grönemeyer, was sie einem bedeutet oder womit man sie verbindet. Man erinnert sich an vergangene Konzerte, kann das Erlebnis, das ein Konzertbesuch bei Herbert Grönemeyer ist, und von dem hier berichtet wird, nachempfinden, oder sehnt es herbei (mit diesem Buch ist es auch nicht mehr ganz so schade, dass die Jubiläumstour zum Album leider ausgefallen ist).

Zuletzt lernt man quasi als Kirsche auf dem Sahnehäubchen nebenbei einiges über Musik (-theorie) sowie die Entstehung eines Musikalbums, die Planung und Durchführung einer Konzertreihe, wer alles dahintersteht und was alles daran hängt. So ist „Zu Mensch“ also vielleicht nicht nur für Herbert-Fans sondern für alle Musikbegeisterte interessant.


Nicht nur die Aufmachung ist absolut traumhaft, auch der Inhalt ist interessant, spannend, lustig und emotional; dabei kommt man durch die Erzählung Weitholz‘ Herbert und seiner Crew sehr nahe. Große Empfehlung für alle, die Herberts Musik mögen, aber auch für jeden, der gerne mal erfahren möchte, wie so ein Album entsteht.
5/5 Lesehasen.



Vielen lieben Dank an

(c) Antje Kunstmann

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥



4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Sofia,

    Grönemeyer ist halt Grönemeyer.....Frau/Mann/D mag ihn oder auch nicht.....
    Ein Mann mit Stärke und Schwäche, aber ne ehrlich Haut....

    Ich mag ihn und seine Art der Musik auf alle Fälle sehr...LG....Karin..

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    1. Huhu Karin,
      das stimmt, ich mag ihn auch sehr! :)
      LG zurück

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