Donnerstag, 24. Oktober 2019

[Buchrezension] Für immer und ewig: Verdammt - Mila Rose

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Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten. Dies hat natürlich keine Auswirkungen auf den Inhalt der Rezension.
Bildrechte für das Cover liegen bei der Autorin.


"Nichts für schwache Nerven: Der Auftakt zur packenden Thriller-Reihe von Autorin Mila Rose.
„Was, was ist das? Was ist passiert? Sag mir, dass das alles nicht wahr ist.“ Er zitterte am ganzen Körper und richtete die Messerspitze auf mich. „Sag es.“, brüllte er dann. „Du Miststück, sag mir gefälligst was du mit ihr gemacht hast.“ Ängstlich hielt ich die Hände schützend vor mich und machte einen Schritt zurück. „Nichts.“, gab ich piepsend von mir. „Ich bin aufgewacht und habe dann gesehen wie sie hier lag.“, fuhr ich fort. „Lügnerin“, brüllte er. Wut und Hass brannte in seinen Augen. „Du hast meine Mutter umgebracht, du Ungeheur.“, flüstert er nun.

Als die besten Freunde, Mila und Markus, eines Nachts gemeinsam unterwegs sind, änderte sich von einem Tag auf dem Anderen alles in ihrem Leben. Mila entdeckt ein kleines Mädchen ganz alleine auf der Straße und möchte ihr helfen, ahnt aber nicht, dass sie sie kurze Zeit später tot in ihren Armen halten wird. Erschüttert und traumatisiert liegt sie im Krankenhaus und hat einen Schlaganfall, der schließlich dazu führt, dass sie einen großen Gedächtnisverlust erleidet. Neben dem Gedächtnisverlust kämpft sie mit nächtlichen Schlafproblemen und als auf kuriose Weise auch noch unzählige Menschen aus ihrem Umfeld verschwinden und nachts tot im Wald aufgefunden werden, fängt sie an zu glauben, dass sie die Ursache dafür ist."


"Du bist es verdammt nochmal nicht wert!"


Was ich von dem Cover halten soll, weiß ich noch nicht ganz genau.
Man sieht einen blutroten See umgeben von zugeschneiten Ästen. Der Titel „Verdammt“ ist über die Äste „gemalt“.
Das Cover wirkt kalt und ungemütlich, was sehr gut zum Inhalt und dem Gemütszustand der Protagonistin passt. Ich mag es immer, wenn das Cover auf das Buch abgestimmt ist, denn so sollte es ja auch sein. Dennoch habe ich nichts dagegen, wenn das Cover (auch wenn es kalt und ungemütlich wirken soll) trotzdem hübsch ist, aber das hier finde ich eher nicht ansprechend. Das ist allerdings auch eine sehr subjektive Aussage, weshalb die Aufmachung ja aus gutem Grund nicht in die Bewertung mit einfließt.
Den Titel „Verdammt: Für immer und ewig“ finde ich auch passend. Was mir vor allem sehr gut gefallen hat, ist, dass man dem Titel im Buch selbst auch immer wieder begegnet, so etwas freut mich immer. Trotzdem muss ich leider dazu sagen, dass ich, als ich den Titel das erste Mal gelesen habe, zunächst nicht an einen Thriller gedacht habe, sondern eher an Mystery oder so.. Das Buch ist in 26 kurze Kapitel auf 291 Seiten aufgeteilt.


Eieiei, wo soll ich da bloß anfangen……

Also, ich habe das Buch nur deshalb als RE angenommen, weil es wirklich spannend klang. Ich habe jetzt nämlich schon echt lange keine Rezensionsexemplare mehr angenommen (Fast 2 Jahre) und wollte es erstmal auch gar nicht, da ich ja jetzt im Ausland bin und gar nicht wusste, wie viel Zeit ich hier haben würde.

Aber der Klappentext hat mein Interesse trotz Allem geweckt, vor allem auch, weil es mal nach etwas Neuem klang. Tja, hätte ich doch bloß auch mal geschaut, ob ich irgendwie an eine Leseprobe herankomme… Aber mit so etwas, was sich in diesem Buch verbirgt, rechnet ja auch keiner!

Denn schon nach den ersten paar Sätzen sah es in meinem Kopf etwa so aus: „WTF????????“
Die gute Frau Mila Rose hat ganz offensichtlich nicht den blassesten Schimmer, was man mit Grammatik, Zeichensetzung und Orthographie alles anfangen kann und vor allem auch sollte.

Freunde, ich hab ja schon einiges gelesen, aber eins sag ich euch: So eine Katastrophe ist mir noch nie untergekommen. Ich hatte schon langweilige Bücher vor meiner Nase, schlecht geschriebene oder welche, die generell einfach überhaupt keinen Sinn gemacht haben. Aber noch nie, NOCH NIE ist mir eins in die Finger gerutscht, bei dem die Autorin so oft den Akkusativ und Dativ vertauscht (Auch alle anderen Fälle. Von den Genus hat die Dame auch keine Ahnung), Dinge einfach nur falsch schreibt („angst“ statt „Angst“, Nomen werden groß geschrieben!!! Und „garnicht“ wird gar nicht zusammengeschrieben. Wer „pedophil“, S. 156, ist, liebt Füße und nicht Kinder. Das wäre Pädophilie.) oder Redewendungen völlig verdreht, sodass man den Eindruck bekommt, sie hat die schon irgendwo mal gehört, aber wirklich verstanden hat Frau Rose sie nicht.

Auch bei Tempi hat die Gute nicht so den Durchblick. Mal schreibt sie im Präsens, mal im Perfekt, aber wirklich System ist da nicht hinter. Klar kann das auch gut ein stilistisches Mittel sein, wenn man es denn anwenden kann. Hier wirkt es eher so, als wollte die Autorin krampfhaft dieses Stilmittel aufs Papier bringen, hatte aber keine Ahnung, wie das Ganze funktioniert.

Das alles an sich ist ja keine große Schande, wir wissen ja alle nicht alles. Aber Freunde der Sonne. Erstens: Ihr müsst mal Google ausprobieren. Der Shit.
Zweitens hier ein Zitat aus dem Impressum vorne im Buch: 
„Trotz sorgfältigem Lektorat können sich Fehler einschleichen.“
Also das Lektorat würde ich gerne mal kennenlernen. Das kann echt dichtmachen, IMO.

Ihr denkt, ich übertreibe? Na dann mache ich jetzt mal etwas, was mir normalerweise zu aufwändig ist. Ich belege meine geistigen Ausflüsse, die ich Rezension nenne, mit Textbeispielen.
Viel Spaß dabei.
Besonders verwirrt war ich darüber, dass Luis anscheinend „eine sehr korpulente Person [ist] und […] gut auf sich selbst aufpassen [kann]“ (S. 62). 
Bitte erklär mir mal einer, was der Körperumfang damit zu tun hat, wie gut oder schlecht man auf sich aufpassen kann?
Ich weiß ja nicht, wie es bei euch aussieht, aber ich würde von mir jetzt nicht behaupten, dass ich sonderlich korpulent bin, aber ich glaube, ich bin bis jetzt dennoch ganz gut ohne größere Verletzungen durchs Leben gekommen.
Ebenso wenig habe ich folgenden Satz verstanden: „Ihre Hände wirkten zerbrechlich, dennoch strahlte ihr alte, dennoch positive Aura, pure Lebendigkeit aus.“ (S. 65). Ah ja.
Also, ich habe diese Infos aus dem Satz erhalten:
1. Wer zerbrechlich wirkende Hände hat, hat normalerweise keine Aura, die pure Lebendigkeit ausstrahlt.
2. Eine alte Aura ist in der Regel nicht positiv.
Jetzt meine Fragen: Gibt es solche Menschen, die zwar körperlich (sehr) gebrechlich, aber geistig noch super fit und junggeblieben sind, gar nicht? Sind alte Leute tatsächlich alle grummelig? Interessant.
Auch sinnlos: „Ein Messer, schärfer als jede Klinge und bedrohlicher als jedes Gift.“ (S. 93). Also ist ein Messer keine Klinge……???????????
Und was ist ein „Drohungsmittel“ (S. 93, „Und wäre nicht so toll, wenn du dich ihnen ohne irgendwelche Drohungsmittel lieferst.“)????

Stellen wie diese haben mir das Lesen echt erschwert. Natürlich wusste ich meistens so ungefähr, was die Autorin mir da gerade sagen möchte, aber ein flüssiger Schreibstil ist eben etwas ganz anderes. Ihrer ist im Gegenteil sogar sehr… Cringy? Gestelzt? Schwer nachzuvollziehen? Ich weiß nicht wirklich, wie ich das ausdrücken soll, irgendwie ist von allem etwas dabei. Jedenfalls wirkt es durchgehend so, als hätte sie krampfhaft versucht, zu schreiben. Ihr kennt das bestimmt von vielen Autoren, dass man beim Lesen gar nicht merkt, dass man liest? Tja, hier war das genaue Gegenteil der Fall. Ich konnte förmlich sehen, wie die gute Mila Rose sich vor ihren Computer gehockt und zu sich selbst gesagt hat: „So, heute schreibe ich 3641 Wörter.“ Ob das jetzt wirklich so gewesen ist oder nicht, weiß ich natürlich nicht, aber man bekommt auf jeden Fall den Eindruck, dass das so oder so ähnlich passiert ist.

Viele ihrer Beschreibungen sind einfach zu künstlich oder völlig fehl am Platz. Nicht selten stolpert man bspw. über sehr unnötige Details, so bspw. auf S. 138, wo die Kleidung eines Mannes beschrieben wird, dessen Aussehen für die Handlung allerdings eher irrelevant ist, oder der Polizeichef (dazu auch noch später mehr), der sich 
„[n]achdenklich […] seine Arme [massierte], was [der Protagonistin] echt komisch vorkam, aber was [sie] auch nicht weiter kommentieren wollte“ (S. 170f.).
Wenn es der Protagonistin komisch vorkommt, sie es aber nicht weiter kommentieren möchte, wieso wird das dann überhaupt erst angesprochen? Da habe ich dann erwartet, dass das in irgendeiner Weise foreshadowing war, aber darauf wurde einfach gar nicht mehr Bezug genommen. Was hat es mir jetzt also gebracht, diese Info zu bekommen? Nichts.

Solche unnötigen Details kommen leider öfter, sonst würde ich das hier ja gar nicht anbringen. Fast noch öfter gibt es aber Situationen, in denen dem Leser nicht genügend Details geliefert werden, sodass es teilweise echt schwerfällt, nachzuvollziehen, wieso gerade was passiert oder wer spricht.

So kam die Liebesgeschichte zwischen Luis und Mila (ja, die Protagonistin heißt genauso wie die Autorin, das finde ich auch gar nicht seltsam, /s) auch völlig aus dem Nichts. Oder Markus´ Schwester, die vorher kaum erwähnt wurde, taucht plötzlich bei einem Date zwischen Luis und Mila auf, und Mila erhält einen Brief, der gefühlt Jahre später ankommt, nachdem er abgeschickt wurde.

All dies sind quasi Subplots, die aber nicht wirklich gut neben der Haupthandlung eingebaut wurden. Vielmehr wirkt es eher so, als würde der Autorin zwischendurch immer mal wieder einfallen „Ach, da war ja noch was“. Einen wirklichen Plan scheint sie da nicht gehabt zu haben.

Dadurch verliert man immer wieder den Faden, falls es denn überhaupt einen gibt, und weiß irgendwann gar nicht mehr, worum es denn eigentlich in dem Buch geht. Ich wurde von vielen Leuten gefragt, was dort passiert, aber je mehr ich darin gelesen habe, desto weniger wusste ich, was ich darauf antworten sollte. Das müsste ja eigentlich umgekehrt sein…

Als wäre das nicht schon anstrengend genug, sind viele Sätze extrem kurz, durch die man immer wieder aus der Geschichte gerissen wird.

Zudem wiederholt sich die Autorin ständig („Irgendwie hat er in allem, was er sagt, irgendwie recht.“, S. 38), ihr passieren unglaublich viele Logikfehler (Auf S. 141 gibt es einen Verletzten, der von Sanitätern versorgt wird und dann erst kommt auch der Krankenwagen hinzu. Wo kommen die Sanis her??), und oftmals widerspricht sie sich auf einer Seite oder sogar innerhalb eines Satzes selbst:
„Ein kurzes Schweigen, welches vielleicht ein paar Minuten anhielt, […]“ (S. 154)
Was denn jetzt, ein kurzes Schweigen oder ein minutenlanges Schweigen?
„Wenn ich das tatsächlich kann, dann bin ich kein Mensch mehr, sondern… Was eigentlich? […] Eine Serienmörderin? […] Oder einfach nur eine Kriminelle?“ (S. 164)
Also sind Serienmörder keine Kriminellen, und weder Serienmörder noch Kriminelle sind Menschen, habe ich das richtig verstanden?
„Ich schlürfte an meiner heißen Schokolade und trank die Tasse vollständig aus.“ (S. 165)
Hat Mila jetzt nur geschlürft oder richtig getrunken?

Viele Sätze sind auch eher nicht so gut gelungen, was einerseits für Roses einzigartigen Schreibstil spricht, andererseits auch natürlich für die Qualität des Lektorats, auf das in dem Impressum hingewiesen wird:
„Im Krankenhaus wollten die mir Tütensuppe servieren, also echt, da wird einem Patient ja noch schlechter als schlecht.“ (S. 196) 
Also abgesehen davon, dass die Protagonistin das sagt, während sie sich eine „leckere Fertigpizza in den Ofen [schiebt]“ (S. 196), will ich hier mal anmerken, dass es im Internet das Synonyme-Woxikon gibt. Benutze ich immer, wenn mir keine Wörter einfallen, funktioniert super.
„Als ich die Tür hinter mir schloss, betrachtete ich mich erstmal im Spiegel, nicht, weil ich so beeindruckt von meiner Ausstrahlung bin, sondern weil ich mein Gesicht eine geraume Zeit lang nicht mehr richtig betrachtet hatte.“ (S. 94f.) 
Ach so. Also, ich gucke auch mal in den Spiegel, weil ich sehr beeindruckt von meiner Ausstrahlung bin. Love yourself!
„„Du hast mich verletzt.“, sagte sie lediglich. „Das hast du verdient, weil du mich seelisch verletzt hast.“, antwortete ich ehrlich.“ (S. 233) 
Was soll ich dazu noch sagen?
„Bei dem Gedanke wird mir mulmig im Magen.“ (S. 89)
Wo sonst?
„Seitdem sie weg ist, habe ich angefangen an mich und meinen Sinn des Lebens zu zweifeln.“ (S.89)
Ja, ich bei dem Buch auch (an dieser Stelle shoutout an Laura, den Witz habe ich von ihr). Dieser Satz ist übrigens ein wunderbares Beispiel dafür, dass die Autorin die Casus nicht auseinanderhalten kann, genauso (auch an dem Satz davor) seht ihr, dass sie es nicht so mit Redewendungen hat.
Auch schön: 
„Sie wollen mich doch in den Arm nehmen?“ (S. 169) 
Das bestimmt auch, aber vielleicht auch eher auf den Arm. Dieser Fehler passiert der Autorin zweimal, aber ich habe mir die zweite Stelle leider nicht markiert.
Des Weiteren werden der Protagonistin sowohl ihre Haare zum Verhängnis (S. 280, als sie sich mit ihrem Freund streitet. Aber nur verbal, wo da wohl ihre Haare gefährlich werden, erschließt sich mir nicht so richtig), als auch der „Druck auf [ihrer] Brust“ (S. 212, in einer Situation, in der sie Angst hat. Wieder sehe ich nicht die Gefahr, die von dem metaphorischen Druck ausgehen soll.).

Das alles sind jetzt wirklich viele Zitate, was ich ja normalerweise nicht mache, aber ich glaube, das war hier echt notwendig, damit ihr nachvollziehen könnt, was ich anfangs meinte. Das muss man eben alles erst einmal selbst gelesen haben, den Bums kann ich in einer Rezension eben nicht einfach so beschreiben, dass ihr einen Eindruck davon bekommt, was ich 291 Seiten gelesen habe. Und das sind auch noch längst nicht alle Stellen, die ich mir markiert habe. Vielleicht versteht ihr so ja auch, weshalb ich mich frage, wat dat bloß fürn Lektorat war.

Leider, leider bin ich noch nicht fertig.

Mich hat nämlich an „Verdammt“ auch ziemlich gestört, dass alles so negativ dargestellt ist. Klar ist das ein Thriller, und mir ist auch bewusst, dass dann nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen sein kann, aber selbst wenn ein Buch eher düster gestimmt ist, erwünsche ich mir trotzdem, dass es realistisch ist. Hier wirken die Stimmungen der Figuren (wie alles andere auch) dagegen sehr künstlich, was hauptsächlich daran liegt, dass alle auf gleiche Art mies drauf sind. Also ich denke mir, dass selbst, wenn alle schlecht gelaunt sind (was ja sein kann), alle doch irgendwie anders mit der Situation umgehen, aber hier sind alle sehr melancholisch und gehen ganz plötzlich ganz schnell an die Decke bzw. handeln sehr extrem. Es gibt kaum Unterschiede in den einzelnen Verhaltensweisen der Figuren.

Zum Beispiel beschweren sich da gefühlt alle (vor allem aber die Protagonistin) darüber, wie korrupt alle Politiker seien, und dass die Weltpolitik gescheitert sei und alle Menschen seien schlecht. Ok, gut, die Meinung kann man haben, aber dann wünsche ich mir als Leser einfach, dass die Figuren, wenn sie denn schon so stark polarisieren wollen, bitte auch fundiert erläutern, wieso sie eine bestimmte Einstellung haben. Hier kaufe ich Mila (der Protagonistin) ihre Ansicht nicht ab, vielmehr wirkt ihre Kritik so, also wollte Mila (beide) gesellschaftskritisch aussehen. Dafür wiederholt sie allerdings zu oft zu oberflächliche Floskeln (Politiker korrupt, Weltpolitik gescheitert usw., s.o.), und erklärt nicht substantiiert genug, was denn jetzt Sache ist. Wirkt ein bisschen so, wie die Leute, die über die Politiker schimpfen, dann aber nicht wählen gehen, weil sie keine Ahnung oder keine Lust haben, sich damit auseinanderzusetzen. Hauptsache mitreden und Hauptsache mainstream.

Viel schlimmer als das finde ich allerdings noch, dass sich hier anscheinend über mentale Krankheiten lustig gemacht wird? Ich denke nicht, dass das wirklich die Intention der Autorin war, aber dadurch, dass fast jeder in dem Buch, dem es etwas schlechter geht, von sich mal eben so sagt, er sei psychisch krank oder habe Depressionen (vgl. S. 89f.), wird die Ernsthaftigkeit einer solchen Krankheit in meinen Augen auf die leichte Schulter genommen, das gleiche auch mit Schizophrenie. Es wird so getan, als sei alles gar nicht wirklich so schlimm und als könnte man darüber Witze machen bzw. als könnte man deren Existenz einfach leugnen, als seien psychische Krankheiten keine ernsthaften Krankheiten.

Bei Sätzen wie „Du gehörst in die Klapse“ (S. 156) oder „Du hast einen Dachschaden“ (S. 281), die in der Art sehr oft in dem Buch vorkommen, kann ich mir gut vorstellen, dass jemand, der wirklich eine psychische Erkrankung hat, sich echt blöd vorkommt und überhaupt nicht ernst genommen fühlt, wenn er dieses Buch liest.

Richtig nervig fand ich auch, dass die Autorin (wie ich zwischendurch schon ein paar Mal anklingen lassen habe) überhaupt nicht recherchiert hat. Es ist, wie gesagt, gar keine Schande, wenn man etwas nicht weiß. Aber es ist doch kein Akt, dann mal eben Google zu öffnen und nachzulesen, oder???

Wenn man dann allerdings liest, dass ein Arzt das komplette Krankheitsbild seiner Patientin ihrem Kumpel erzählt (Was ein Arzt niemals tun würde???? Ärztliche Schweigepflicht???) und sich zu 99,9 % sicher ist, dass sie unter Amnesie leidet (S. 20), oder dass seine Patientin ihre psychische Krankheit mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit leugnen wird (S. 188), fragt man sich dann schon, ob die gute Frau Rose über einen Internetanschluss verfügt. Dann fällt einem ein, dass sie einem ja das Buch als ebook als RE angeboten hat, und sie folglich definitiv einen Internetanschluss hat, also auch die Möglichkeit zu googlen, und man ist völlig ratlos.

Genauso hat die Autorin anscheinend noch nicht mitbekommen, dass man in Deutschland nicht „Madam“ (S. 141, 166, 168) genannt wird, und auch überhaupt keine Ahnung, was in einer Polizeiwache so abgeht.

Die Protagonistin wird von einem Polizisten begrüßt, der „eine hellblaue kurze Jeans [trug], die er mit einem Paar Sneakers und einem T-Shirt mit der Aufschrift „Fun“, kombiniert hatte“ (S. 166). So läuft kein Polizist im Dienst rum, auch (oder erst recht) nicht auf der Wache.

Anscheinend ist der „Chef“ auch kein Polizist: 
„„Darf ich vielleicht mit dem Chef hier reden?“ […] „Oh. Lässt sich das nicht auch mit uns, Polizisten, klären?“ (S. 166f.). 
Der Polizeipräsident ist viel mehr der „Oberchef“, der auch ganz kollegial darauf verzichtet, mit Nachnamen angesprochen zu werden: 
„„Guten Tag, Oberchef, Philip mein Name.““ (S. 168).
Dass die Realität in einer deutschen Polizeiwache anders aussieht, sollte ja wohl klar sein. Und wenn nicht: Google, dein Freund und Helfer.

Das war übrigens der Moment, in dem ich mich gefragt habe, ob die Autorin das alles nicht satirisch meint, allerdings wirkt das Ganze dann doch leider bitterernst und nicht wie eine schräge Parodie auf die deutsche Sprache und Literatur…

Übrigens, nur damit man zum Ende hin nicht vergessen hat, dass die Dame nicht recherchieren kann, haut sie im Epilog noch einmal einen Klopper raus. Ich, die Jurastudentin vom Dienst, sag euch jetzt was (was man aber auch ohne Jura zu studieren ganz einfach bei Google herausfinden kann): Nur weil das Strafmaß im StGB vorgegeben ist, bekommt die Person nicht sofort das, was dort steht, nur weil sie angeklagt ist? Der § 211 StGB ist auch die einzige Norm bei der das überhaupt möglich wäre, weil das die einzige Norm mit Punktstrafe (= kein „Spielraum“ für den Richter) ist. Wozu gibt es Gerichtsverhandlungen denn, wenn es so wäre, dass jemand, der angeklagt ist, das bekommt, was im Gesetz steht? Wären Richter dann nicht überflüssig?
Die Autorin hat auch das Urteil gesprochen, bevor sie den Mord überhaupt definiert hat, was gar nicht möglich ist? Man kann nicht sagen, dass jemand etwas ist, ohne zu wissen, was derjenige ist???
Ganz abgesehen davon, dass sie die Norm nur abgeschrieben hat, und damit noch lange nicht alles geklärt ist. Es gibt im StGB wenig Normen die so stark umstritten sind, wie der § 211, da kann nichts mal eben so einfach festgestellt werden. Diese Diskussionen sind auch noch so heiß und aktuell, dass Rose das ohne große Probleme herausgefunden hätte, wenn sie denn auch nur so getan hätte, als würde sie recherchieren.

Also da habe ich mich wirklich veräppelt gefühlt. Nicht nur, weil dieser Epilog quasi das gesamte deutsche Rechtssystem leugnet, sondern vor allem auch, weil das der Beweis dafür ist, dass die Autorin eben keine Recherche betrieben hat. Und das enttäuscht als Leser einfach nur.




Tja, was soll ich noch groß schreiben. Die Rezi ist mit Abstand die längste, die ich je geschrieben habe, und das spricht, glaube ich, für sich.
Rechtschreibung kann die Autorin nicht, Grammatik nicht, Zeichensetzung nicht und Recherche schon mal gar nicht. Ein Lektorat war da auch nicht dran, und wenn doch, würde ich gerne wissen, welches.
Beurteilt an diesem Buch ist die Gute komplett am Leben vorbeigelaufen.
Traurig ist, dass die Geschichte wahrscheinlich sogar Potenzial gehabt hätte.
Trotz sorgfältigen Lektorats können sich hier natürlich Fehler eingeschlichen haben (der Witz ist auch von Laura).

0/5 Lesehasen.


Auch wenn die Rezension so schlecht ausgefallen ist, bedanke ich mich trotzdem von ganzem Herzen bei 
für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥ 


  


"Mila Rose begann ihre Karriere als Autorin für Jugendzeitschriften. Nachdem sie ihre eigenen Wirtschaftsuntersuchungen erfolgreich veröffentlicht hatte, begann sie mit dem Romane und Ratgebern schreiben. Mit einem Masterabschluss in Medizintechnik fing sie mit Untersuchungen am Gehirn an und konnte dadurch zahlreiche Kenntnisse auf dem Gebiet der Neurowissenschaften sammeln, weshalb sie sich schließlich entschied, einen neuen Karriereweg einzuschlagen und anfing Bücher im Bereich Psychologie zu schreiben."





GLG 


2 Kommentare:

  1. Aua, das klingt ja tatsächlich noch übler als die Lektüre in Englisch in der EF. Und ich dachte damals schlechter ginge es nicht. Wow. Ich glaube, das hätte ich nicht zu Ende lesen können.

    Und die wichtigste Frage...worum geht es denn in dem Buch nun?!

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    1. Ja, dem kann ich nichts hinzufügen xD
      Das ist eine gute Frage... Ich weiß es immer noch nicht so genau, also ich würde sagen das ist irgendetwas Mystisches oder ein Thriller? Vielleicht aber auch ein Buch, in dem die Prota langsam den Bezug zur Realität verliert? Frag mich was zur Quantenphysik.

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